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Vor 2 Monaten saß ich noch in Bangkok, schmiedete Reisepläne für Koh Tao und beschäftigte mich zum ersten Mal bloggistisch mit dem Thema der Reintegration.
Nun befinde ich mich offiziell in der heißen Phase und komme etwas ins Schwimmen. Leider dieses Mal ohne Schnorchel und vor allem, nicht einmal im Wasser.
Schon nach ganz kurzer Zeit wurde ich von ‚der Person die gerade von einer Weltreise zurückkommt‘, zu ‚der Person die nun wieder in Deutschland lebt, wohnt und arbeitet‘.
Die Themen unter Freunden und Bekannten drehen sich zu 95% nur um meine Zukunft (was ja im Allgemeinen nicht unbedingt etwas Schlechtes wäre) und in 5% der Fälle um die gegenwärtige Situation.
Das ich meinen neu erstandenen Roller leider gestern gegen die nächste Hauswand gesetzt habe, treibt diesen Anteil momentan auf 10%, aber es hält sich dennoch im Rahmen.
Aber ich schweife ab… Fakt ist, dass es sich im Allgemeinen so anfühlt, als wären die letzten 14 Monate bevor ich zurückgekommen bin, gar nicht passiert. Und ich bin sicher, wenn ich es nicht ab und zu einfließen lassen würde (aus reinem Selbsterhaltungstrieb, denn eigentlich könnte ich immer noch vor Mitteilungsdrang über all meine Abenteuer platzen), dann könnte einem fremden Beobachter der meisten meiner Unterhaltungen nicht unbedingt heraushören, das ich gefühlt die halbe Welt erobert habe.
Aus Zurückhaltung und dem Bemühen niemandem Geschichten aufzudrücken, die ihn anscheinend gar nicht interessieren (denn ich nehme an, dann wäre die Nachfrage größer) schlucke ich also die meisten meiner extrem „American Pie“-verdächtigen Kommentare wie „Und einmal, im Outback…“ oder „Als ich in Thailand war, war es so dass…“ hinunter.
Und aus Sorge, es kämen dann Fragen aus Pflichtgefühl, spreche ich auch niemanden darauf an, warum das nun wohl so ist.
Entgegen dem Bild nach aussen, ist mein inneres Ich noch nicht ansatzweise reintegriert. Aber auch so gar nicht.
Ich ertappe mich mehrmals die Woche dabei, wie ich meinen neu eingerichteten Bildschirmschoner mit all meinen Reisefotos einfach länger laufen lasse (der Rekord steht bei 1,5 Stunden) und seufzend davor sitze.
Wie ich stirnrunzelnd aus dem Fenster schaue und mir die Welt da draußen grau vorkommt (und nicht nur wegen der erhöhten Wolkenanzahl in Deutschland derzeit, denn das geht mir auch bei Sonnenschein so).
Wie mir Häuser, Bäume und Straßen immer noch unnatürlich fremd vorkommen und wie ich mich immer noch fühle wie ein Mensch, der eigentlich nicht hierher gehört.
Versteht mich nicht falsch, es ist nicht so, dass Deutschland nicht auch seine schönen Seiten hat. Es ist nur einfach so, das ich mich fühle wie ein Quadrat das in einer runden Öffnung sitzt. Ich passe nicht mehr hier her. Und so sehr ich mich auch einrichte, mich auf eine neue Stadt und meinen neuen Job freue, dieses Gefühl ganz tief in mir drin, das bleibt.
Viel schwieriger als den Versuch dieses Gefühl loszuwerden (bei dem ich mir auch gar nicht so sicher bin ob ich das überhaupt möchte) ist das krampfhafte Streben danach, mir selbst treu zu bleiben.
Einer der vielen Gründe weshalb ich diese lange weite Reise gemacht habe, war um wieder herauszufinden wer ich eigentlich bin. Welchen Prinzipien ich treu sein möchte, für was ich stehen und einstehen will und welches Bild ich nach aussen vermitteln möchte.
All das habe ich für mich finden können, aber nun zeigt sich, das hineingeschoben in diese alte Rolle von ’sesshaft sein, wieder Job und Heimatort zu haben und eben wieder die Freundin von früher zu sein‘ da irgendwie zwei kleine Welten aufeinander prallen.
Jeder Reisende den man trifft, hat irgendwelche Eigenschaften entwickelt, die er gut findet und in jedem Fall auch nach der Rückkehr erhalten möchte.
Und genauso viel Angst hat auch jeder Einzelne von ihnen, der Macht der Gewohnheit nicht widerstehen zu können und in die alten Gewohnheiten zurückzufallen. So auch ich.
Nun versuche ich also wie ein Ritter mit einer Rüstung aus Papier mein neues Ich zu verteidigen und am Leben zu erhalten. Und versuche sanft aber bestimmt den Menschen um mich herum zu zeigen, das ich nicht einfach nur wieder da bin, sondern auch das ich mich verändert habe, auch wenn man das nicht auf den ersten Blick sieht.
Es wird wohl also wieder Zeit für eine Liste. Eine private Liste, noch klassisch mit Stift auf Papier gekritzelt, auf der ich all meine neu gewonnenen oder wiederentdeckten Prinzipien und Einstellungen festhalten werde, um mich dann ständig mit Hervorholen des Zettels selbst daran zu erinnern: Das bist Du! Und so willst Du bleiben!
Und ich hoffe sie hilft.
Schön geschrieben! *seufz*
Danke Jana! 🙂
Ist zu früh…, bin verwirrt… du bist zurück?
Was eine Herausforderung für dich – wünsch dir alles gute.
Der Artikel ist vom „Zwischenstop“ in 2012 😉
Dein Reise-Ich in Deutschland….no way. Passt leider so gar nicht in deutsche einbetonierte Strukturen.
Entweder man/Frau wird wieder das angepasste „Etwas“ und kommt damit klar (😣) oder die Koffer werden aufs neue gepackt und der Traum geht weiter.
Besuche bei family and friends sind okay, fühlt sich prima an und es ist gut zu wissen, wann der nächste Abreisetermin ist.
Hallo Carina,
Gut formuliert. Ist mir so ähnlich gegangen nach der Rückkehr aus meinem Sabbatjahr. Seitdem bin ich auch vom Reisevirus infiziert, so dass das nächste Sabbatjahr bereits in Sichtweite ist. Besonders die Rückkehr in den alten Job war am Anfang recht schwer. Durch den geregelten Alltag ist man eben schnell wieder drin im alten Leben. Trotzdem denke ich, dass ich mir eine große Portion Gelassenheit mitgebracht und erhalten habe. Geholfen haben mir da auch so Kleinigkeiten im Alltag, die mich immer wieder an die Reisen erinnern, wie z. B. ein Lesezeichen aus der NY Library, Kissenhüllen aus Bolivien oder das T-Shirt aus Australien, das ich beim Sport anziehe. Dir noch ganz viel Erfolg beim „Ankommen“ und deinen neuen Plänen.
Huhu Carina,
wie siehst Du denn den „Zwischenstop“ von 2012 und die Entwicklung danach aus heutiger Sicht?
Liebe Grüße
M.
Hi Maja,
er war wichtig und gut so, um wirklich loslassen zu können. Also definitiv nichts, was ich bereue 🙂
Alles gelernte Lektionen!
Liebe Grüße,
Carina
Ich war auch gerade verwirrt – Carina ist zurück? Hab ich was verpasst? Das würde ja gar nicht zu dir passen 🙂 Aber doch nur ein alter Artikel 🙂 P.S. Ich habe soooo Fernweh…