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Immer wieder bekomme ich Nachrichten von Frauen, die einen Ausstieg auf Zeit machen möchten und dabei eine Langzeitreise planen.
Sie schreiben mir zwischen den Zeilen, dass sie gerne auch freiwillig arbeiten oder sich sozial engagieren möchten.
Am liebsten mit Kindern.
Dass alleine finde ich generell ja keine schlechte Sache.
Allerdings bringt mich der folgende Satz jedes Mal zur Weißglut:
„Nur für ein Wochenende. Oder ein bis zwei Wochen. Leider bieten die ganzen Projekte die ich finde, immer nur Verpflichtungen für ein halbes Jahr an.“
Danach platze ich erstmal. Jedes einzelne Mal.
Ich rufe mich schließlich immer wieder selbst zur Vernunft, denn mein erster Instinkt ist jedes Mal eine recht unfreundliche Antwort – aber ich weiß, dass es in den meisten Fällen nicht von Egoismus zeugt, sondern von Unwissenheit und dass da ein absoluter Irrglaube herrscht, Du würdest damit etwas Gutes tun.
Ich kann nicht abstellen, dass mich dass wütend macht. Dazu habe ich zu lange mit Kindern gearbeitet um solche Nachrichten einfach abzuhaken und nicht mehr emotional zu werden.
Aber ich kann anfangen, endlich mal Klartext zu reden und anschließend jedes Mal auf diesen Artikel verweisen.
Denn Aufklärung ist immer besser, als meinen Ärger runterzuschlucken, Dich im Glauben zu lassen, Du würdest Dich sozial engagieren und letztendlich noch mehr Schaden anrichten lassen.
Denn genau das tust Du, wenn Du Dich für solch kurze Zeit mit Kindern „sozial engagierst“.
Der Grund, warum die Stellen mindestens ein halbes Jahr fordern…
Punkt Nummer 1:
Viele haben von Psychologie keine Ahnung und dafür kann auch niemand etwas.
Deshalb versuche ich Dir mal zu erklären, was mit diesen Kindern passiert, wenn Du für ein Wochenende oder zwei Wochen in ihr Leben huschst, im schlimmsten Fall noch eine Beziehung aufbaust und dann wieder verschwindest:
Gerade Kinder in Waisenhäusern haben als einzige Bezugspersonen ihre Betreuer. In vielen Waisenhäusern, vor allem in Entwicklungsländern, werden dazu Volontäre eingesetzt.
Und mit jedem Volontär, der für eine kurze Zeit dort ist, wird das Kind an einen neuen Menschen gewöhnt und kurz darauf wieder verlassen.
Wenn Du selbst schon mal von einem lieb gewonnenen Menschen Abschied nehmen musstest, dann weißt Du, wie sich das anfühlt.
Und kannst Dir vielleicht nun in etwa ausmalen, was dass für die Entwicklung und die Psyche eines Kinders bedeutet, wenn es andauernd Menschen verliert.
Worst Case Szenario: Sie sind 18 Jahre lang in einem Waisenhaus… das macht 936 Wochenenden… das macht 936 Abschiede von Menschen die „helfen“ wollen.
Das ist überspitzt, aber vielleicht kommt so die Nachricht durch.
Nicht nur, dass sie dadurch geschädigt sind, dass sie aus den verschiedensten Gründen ihre Eltern oder ihre Familie verloren haben. Sie sind auch noch gezwungen, dass immer wieder durchmachen zu müssen.
Nun verstehst Du vielleicht, warum so viele (anständige und legitime) Freiwilligenprojekte mit Kindern, eine Mindestteilnahmezeit von sechs Monaten fordern…
Ganz abgesehen davon, dass sie es in zwei Tagen kaum schaffen würden, dir die Umgebung zu zeigen, ganz zu schweigen davon Dich anständig anzulernen – wie sollst Du so also eine ernstzunehmende Hilfe sein?!
Punkt Nummer 2:
In vielen Ländern hat sich die Meinung verbreitet, Waisenhäuser seien eine sehr schöne und einfache Art an Geld zu kommen.
Denn spätestens seitdem Angelina Jolie weltweit Waisenhäuser besucht und Kinder adoptiert hat, reisen Scharen von Touristen in Entwicklungsländer (vorzugsweise in Südostasien) und besuchen dort die Waisenhäuser.
Um zu sehen, wie groß das Elend wirklich ist, eine Geldspende für die Kinder zu hinterlassen und wieder abzureisen.
Grundsätzlich ist das kein verwerflicher Gedanke.
Denn dahinter steckt die Hoffnung, dass das Geld den Kindern bessere Verpflegung, Unterkunft und Betreuung zusichert und ist vorbildlich.
Fakt ist aber leider, dass viele Waisenhäuser mittlerweile reine Fassaden sind.
Geldgierige, schlaue Unternehmer haben Waisenhäuser exakt für diesen Zweck erbauen lassen, Kinder regelrecht eingekauft und nutzen das Geld für alles, nur ganz sicher nicht für die vermeintlichen Waisen.
Eltern verkaufen ihre Kinder an diese Waisenhäuser. Ob aus Geldgier oder Verzweiflung, weil sie ihre Familie nicht ernähren können… wer weiß das schon.
Aber Tatsache ist, dass südostasiatische Waisenhäuser zum Großteil mittlerweile ein großer Betrug sind und gefüllt mit Kindern, die irgendwo noch Eltern haben.
Wenn wir als Touristen und reiche Westler also nicht aufhören, diese Waisenhäuser zu besuchen, vermeintlich zu helfen oder ihnen Geld zu geben, dann fördern wir genau diese Machenschaften.
Dieses Thema ist für mich ein sehr wunder Punkt und wenn Du nicht darauf gefasst sein solltest, von mir mit Argumenten, Leidenschaft und ja, auch ein bisschen Aggressivität bombardiert zu werden, solltest Du diese Diskussion auch besser nie persönlich mit mir führen.
Aber es ist mir auch unglaublich wichtig und ich lasse keine falschen Ausreden oder wohltätigen Bedürfnisse die Du vielleicht hast dabei gelten.
Du möchtest wirklich etwas Gutes tun? Du möchtest wirklich helfen??
Dann schenk Dir Dein Wochenende oder Deine zwei Wochen und sei ehrlich zu Dir: Alles was Du in dieser Zeit erreichst, ist Dich selbst gut zu fühlen, weil Du den armen Kindern Deine Zeit schenkst.
Du hilfst ihnen damit nicht. Egal wie sehr Du Dir das einredest.
Schenk Dir Deine Zeit, spende Geld!
Spende Geld an Institutionen, die langfristig etwas verändern. An Menschen wie Dr. Beat Richner, der damit Kinderleben rettet.
Mit schon so wenig Geld wie 15€ monatlich finanzierst Du eine komplette Behandlung eines kambodschanischen Kindes, das sonst sterben würde, mangels bezahlbarer Behandlungen für Kinder.
Keine Dramatik, pure Tatsache.
Wenn Du in Kambodscha bist, besuch eines seiner kostenlosen Konzerte in einer seiner Klinken und überzeug Dich selbst von seinem Bemühen, in Kambodscha etwas zu verändern.
Spende Geld, an Institutionen wie Pencils of Promise, die Kindern eine bessere Zukunft schenken, in dem sie Schulen bauen und Kindern das wertvollste schenken, was es heutzutage gibt: Bildung.
Beide Institutionen habe ich besucht, durchleuchtet und für gut befunden und engagiere mich selbst und mein Geld.
Warum? Weil Zeit zu schenken eine rein egoistische „gute Tat“ ist.
Es sei denn Du meinst es wirklich ernst und investierst ein halbes Jahr oder mehr.
Anne meint
Den Grundsatz deines Artikels ist mir klar und natürlich, macht man keine Freiwilligenarbeit für ein Wochenende und zwei Wochen. Auf der anderen Seite finde ich es etwas vermessen, hier so mit erhobenen Zeigefinger diese Art von Artikel zu verfassen. Ja du reist viel und hast viel erlebt. Aber willst du nicht lieber den Leuten Tipps fürs Reisen geben und sie motivieren? Oder Leute aufklären, wie man eine richtige Tätigkeit im Bereich der Freiwilligenarbeit findet. Statt von dem Negativem auszugehen und so einzusteigen.
Carina Herrmann meint
Liebe Anne,
ja, ich bin schon viel gereist. Und mindestens ebenso viele Nachrichten habe ich exakt zu diesem Thema, mit exakt dieser negativen Einstellung erhalten 😉 Es ist nicht so, dass ich eine einzelne Mail bekommen habe und diesen Artikel rausgehauen habe. Das war über ein Jahr, mit immer den gleichen (falschen) Fragen.
Und wenn Du den Artikel so liest, wie er ist, dann beinhaltet er auch viele Tipps, dazu wie Du es besser machen kannst 😉
Du musst sie nur auch sehen wollen 🙂
Liebe Grüße,
Carina
Clara meint
Liebe Carina,
danke für diesen Artikel. Nachdem ich derzeit auch schon seit vielen Monaten in Kambodscha als Englischlehrerin arbeite, hat er mich natürlich sehr interessiert.
Bei dem, was du über Kurzzeit – Volontäre sagst, stimme ich voll überein. Man darf sich halt auch keine Illusionen darüber machen, dass man jetzt vollkommen die Welt verändert oder so. Ja, und wie du geschrieben hast: Aufklärung ist besser als Hinunterschlucken. Die meisten Volontäre wissen es halt nicht besser und wenn man helfen will, dann erscheint es als eine gute Lösung, man will halt wirklich mehr tun und Zeit investieren, wenn auch nur etwa ein Monat. Dass das nicht unbedingt gut sein muss, erkennt man halt meistens nicht sofort.
Trotzdem möchte ich noch ein paar Sachen einfach als Info hinzufügen, als Reaktion auf die Kommentare und so.
1. In Waisenhäusern sind nicht nur Waisen.
Ja, das stimmt. Ich lebe irgendwo in einer der hintersten Ecken Kambodschas und hier gibt es auch ein Waisenhaus, in dem die meisten Kinder, die dort wohnen, noch einen oder zwei Elternteile haben. Aber viele sind von ihren Müttern hingebracht worden, damit ihr Vater sie nicht so sehr schlagen kann (Ja, häusliche Gewalt und Schlagen als Erziehungsmaßnahme passiert in jeder Familie und oft wird es sehr übertrieben). Dann gibt es auch noch viele Halbwaisen und die Mutter/der Vater kann einfach nicht alle Kinder ernähren, deswegen müssen ein oder zwei in ein Waisenhaus gehen.
2. Einschlägige Erfahrung
Um ehrlich zu sein, ich hab kaum Erfahrung als Lehrerin gehabt, bevor ich hier hergekommen bin. Und sowieso keine professionelle. Doch auch die Lehrer hier sind Leute, die halt zufällig ein paar Brocken Englisch gelernt haben. Abgesehen davon, dass ihr Englisch oft sehr schlecht ist, haben sie auch keine pädagogische Ausbildung oder sonst was. Sie lernen halt, indem sie unterrichten und indem sie mit Volontären sprechen, Zeit verbringen oder ihnen Khmer beibringen.
In der Schule, in der ich unterrichte wäre es eigentlich so, dass in jeder Klasse ein einheimischer Lehrer/eine einheimische Lehrerin unterrichtet. Die Volontäre sind quasi als Native Speaker dabei, da sich die Kambodschaner mit Aussprache und Englisch generell sehr schwer tun und sich auch die Lehrer oft nicht sicher sind. Die Sprache ist dann doch vollkommen anders. Naja, ab und zu sind auch die einheimischen Lehrer nicht da und die Volontäre müssen einspringen. Das ist eigentlich immer relativ schwer, da die Kinder kaum Englisch verstehen und ich kaum Khmer kann. Deswegen finde ich es eigentlich sehr gut, wenn wir zu zweit in der Klasse ist, als Partnerschaft quasi, man lernt auch voneinander sehr viel.
Wenn ich mir das, was ich jetzt schon geschrieben habe durchlese, dann hoffe ich, dass das nicht zu besserwisserisch und bevormundend und hart klingt. Das soll jetzt nicht unfreundlich klingen, sondern einfach als Info gedacht sein.
Und es bleibt halt immer noch die Frage, was man machen kann, wenn man direkt helfen will (außer Geld zu spenden) und jedoch nicht zu viel Zeit an einem Ort verbringen kann/will.
Also, ich würde auf jeden Fall mal schauen, dass man nicht zuerst sehr viel Geld zahlt, damit man dann auch noch arbeitet. Klar, man muss sich wahrscheinlich essen selbst zahlen, auch den Flug, eventuell die Versicherung. Doch es gibt zu viele Organisationen, die wirklich viel Geld verlangen, und das ist dann eine Firma und keine NGO mehr. Aber ich bin doch schon einige Zeit hier in Kambodscha und hab eine solche Kommerzialisierung der Volontariate eigentlich noch nicht als so dramatisch mitbekommen, aber ich glaub schon, dass das in den Touristenzentren schlimmer ist, als hier am Land.
Außerdem gibt es einige Projekte, bei denen es auch sinnvoll ist, dass man sich für kürzere Zeit engagiert. Zum Beispiel gibt es Brunnen – Bau Projekte. Oder es gibt ein Projekt, in dem man für kurze Zeit mit Elefanten arbeiten kann.
Wenn es einem darum geht, ein Land besser kennen zu lernen, findet man jedenfalls in Kambodscha leicht einen Job für Kost und Logis als Kellner (oder Ähnliches), da vor allem in den Touristenzentren
viele Leute gebraucht werden, die gut Englisch können.
Generell sollte man auch immer etwas beachten, dass es sich doch um eine andere Kultur handelt, und das es doch lange dauern kann, bis man sich wirklich eingewöhnt und wirklich zuhause fühlt.
Aber ich hab auch schon erlebt, dass auch Kurzzeitvolontäre (3 Monate) wichtige Projekte etabliert haben, die bis heute laufen. Viele Leute bringen einfach viele neue Ideen mit und das verschmilzt oft zu einem echt bunten, guten Gemisch.
Außerdem wissen die Kinder, dass die Freiwilligen nach einigen Monaten oder selbst nach einem Jahr irgendwann wieder in ihr Heimatland zurückgehen müssen, der Abschied ist also nie völlig unerwartet. Und es ist auch nicht so, dass sie nie Abschied von Kambodschanischen Lehrer/ Bezugspersonen nehmen müssen, denn auch die können wechseln.
So, sorry, für das lange Posting, doch da ich gerade selbst in einem Volontariat stecke, beschäftigt mich das Thema natürlich. Ich hoffe, das war nicht zu viel und ist nicht zu unfreundlich rübergekommen. Jedenfalls danke für den Artikel und die Aufklärung, die darüber funktioniert und so.
Liebe Grüße,
Clara
Carina Herrmann meint
Sehr, sehr tolle Einsichten, Clara!
Danke!!
(Und kein bisschen besserwisserisch – es zeigt einfach nochmal einen anderen Blickwinkel!)
Mareike meint
Hi Carina,
ich finde es super, dass du so klare Worte zu dem Thema findest. Vielleicht kennst du ihn schon – aber hier noch ein kurzer Beitrag zum Thema aus der ARD-Sendung „Panorama“.
Allerdings Vorsicht: einige der Aussagen von Freiwilligen laden zum Aufregen ein… 😉
http://www.ardmediathek.de/tv/Panorama/Abiturienten-als-Entwicklungshelfer-sin/Das-Erste/Video?documentId=18751184
Viele liebe Grüße, Mareike
Heidelinde meint
Es hat jeder seinen Meinung dazu! Ich finde, dass wenn ich gebe und das mit Erwartungen es kein Geben ist, egal ob 1 Tag, 1 Woche oder 1 Jahr! Geben ohne Erwartungen bringt Leben in Fülle!
Carina meint
Hast Du den Artikel eigentlich gelesen?
Mimi meint
Hallo Carina,
den Artikel finde ich sehr interessant und super, dass du so ein Thema ansprichst. Ich habe vor einigen Jahren auch Freiwilligenarbeit in einem Waisenhaus in Afrika gemacht – für 2 Monate – und stimme dir in dem was du schreibst total zu. Damals hatte ich noch keine Vorstellung, was man damit bei den Kindern auslöst – und in einem selbst. Ich habe mich furchtbar gefühlt, als ich abgereist bin. 9 Monate später bin ich zurück nach Südafrika geflogen, um die Knirpse zu besuchen. Ob es das für irgendwen besser gemacht hat, weiß ich bis heute nicht.
Die Frage aber ist: sind denn 6 Monate wirklich besser?
Ein Wochenende ist Schwachsinn, aber ein halbes Jahr irgendwie doch auch, oder? Die Kinder bauen doch eine Beziehung zu dem Freiwilligen auf. In meinem Fall war das nach 2 Monaten schon super schwer für beide Parteien. Nach 6 Monaten müsste es doch dreimal so schlimm sein. Nach so einer langen und intensiven Zeit zu gehen bricht ihnen doch erst Recht das Herz. Oder was meinst du dazu?
Ich weiß nicht, ob ich einen langen Aufenthalt besser finde, als einen kurzen – vermutlich sollte man beides einfach lassen und sich um Tiere und die Umwelt kümmern. Oder eben spenden! Ich finde das Thema so schwierig und weiß selbst irgendwie nicht, welche Meinung ich dazu habe. Das klingt so doof, aber es gibt so viele verschiedene Aspekt – positive wie negative – dass ich immer noch unsicher bin, was ich für das Richtige halte.
Liebe Grüße
Mimi
Lina meint
Hallo Carina, aus gegebem Anlass (1. weil du diesen deinen Artikel gerade in einem neuen zitiert hast, 2. weil wir gerade von einem Freiwilligen-Arbeit-Urlaub zurückgekommen sind) schreibe ich von unserer Erfahrung.
Wir unterstützen seit einigen Jahren ein Girls Home auf Sri Lanka über einen deutschen Verein. Es sind derzeit 30 Mädchen zwischen 7 und 17 Jahren dort. Dieses Girls Home wird immer wieder von Touristen, die zB mit dem dt Verein in Kontakt sind, besucht, für ein paar Stunden und mit Buntstiften, Heften, aber auch Haarshampoo als Geschenke.
Die Mädchen sind dann immer in ihren besten Kleidern angezogen und müssen ein paar Lieder singen. Naja.
Wir wollten ein bisschen mehr machen, aber es schien schwierig, da das Komitee, das das Girls Home leitet, nicht für Freiwilligenarbeit organisiert ist. Wir kamen also ohne große Erwartungen zu einem Termin mit dem Komitee im Girls Home. Wir fragten, ob wir etwas helfen können, und es wurden uns das lecke Dach und eine absackende Gartenmauer gezeigt.
In den 2 Wochen, die wir dort waren, haben wir dann diese Arbeiten erledigt und selbst noch einige mehr gefunden – Fahrrad repariert, Schlafsaal angestrichen, Trinkwasserbrunnen leeren und säubern lassen. Da wir dort den Großteil des Tages verbrachten und Schulferien waren, haben wir so auch immer mehr Kontakt mit den Mädchen gehabt, anfangs waren sie sehr scheu, das hat sich aber rasch geändert und wir haben viel Spaß miteinander gehabt beim Baseball spielen, singhalesisch lernen und auch beim gemeinsamen Ausmalen des Schlafsaals.
Wir haben in diesen 2 Wochen zwar einen sehr netten Kontakt mit den Mädchen gehabt und sie haben uns jeden Abend gefragt, ob wir am nächsten Tag wieder kommen, aber es bestand meiner Meinung nach nie die Gefahr, dass sich eines der Mädchen zu sehr an uns gewöhnt und uns als Bezugsperson angesehen hätte. Wir haben die Regel respektiert, keine Fotos der Mädchen zu machen (woran sich allerdings nicht alle Gäste halten) und wir wollten, dass sie irgendwelche Lieder für uns singen, als wir jeder zum Abschied ein neues Kleid geschenkt haben (wie von der Erzieherin vorgeschlagen). Hingegen konnten wir bewundern, wie nett und gut erzogen sie miteinander umgehen oder wie sie miteinander indische Tänze tanzten bzw mit uns Elle (ähnlich Baseball) spielten. Wir haben viel von Sri Lanka gelernt und sie ein bisschen etwas von uns und Europa. Auch das – beides – halte ich für wichtig, um Vorurteilen und Vorbehalten gegenüber Menschen, die aus anderen Kulturkreisen kommen, entgegen zu arbeiten.
Wir werden den Mädchen schreiben und es würde uns Freude machen, wenn sie uns antworten würden (ihr englisch ist leider ziemlich schlecht). Wir haben auch vor, wieder hinzufahren.
Die Mädchen halten nicht viel von Schule und Englisch und hoffen anscheinend darauf, mit 18 Jahren, wenn sie aus dem Girls Home ausziehen müssen, geheiratet zu werden (der Leiter des Komitees erklärte es uns jedenfalls so). Wir haben die Hoffnung, den Mädchen durch unseren Besuch und unsere Erzählungen doch auch ein bisschen gezeigt zu haben, dass Englisch zu lernen Sinn macht und dass auch Frauen in ihre Bildung investieren können und Spaß dabei haben können selbständig zu sein und zu arbeiten.
Ich jedenfalls habe keine Bedenken, etwas Negatives mit unserem Versuch, etwas Positives zu machen, ausgelöst zu haben.
Die meisten Bedenken hatte ich damit, dass es so scheinen könnte, als hätten wir unbegrenzte finanzielle Mittel. Deshalb waren wir da relativ vorsichtig und haben Investitionen (Brunnenreinigung, Wandfarben etc) über den deutschen Verein getätigt (und es dann an den Verein bezahlt). Da wir außerdem mit unseren Fahrrädern unterwegs waren, kamen wir auch nicht wie reiche europäische Touris daher – die Mädchen lachten immer, wie verschwitzt wir bei ihnen ankamen.
Ich habe mir nach dieser Erfahrung auch überlegt, ob wir dies aus egoistischen Gründen getan haben. Möglich. Auch. Klar suchen wir immer Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und einen Sinn im Leben. Aber ich denke doch, dass die Mädchen eine schöne Erfahrung mit uns machen konnten und nachhaltig etwas von unserem Besuch haben. Das freut mich und nicht, weil ich mich dadurch nützlich fühle, sondern weil es mich für die Mädchen freut, eine lustige Zeit mit uns verbracht zu haben und für einige Zeit in einem frisch gestrichenen sauberen Schlafsaal schlafen zu können.
So viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben…
Liebe Grüße, Lina
Nadine meint
Hallo carina,
ich lasse mich selten dazu hinreißen einen atikel zu kommentieren aber an dieser stelle möchte ich es dennoch tun.
Ich habe auf meinen reisen oft erlebt, wie junge leute versuchten kindern zu „helfen“.
ein junger mann der einer bettelden Kinderschar ein Eis ausgab und die Fotos der freudestrahlenden gesichter auf seinen smartphone präsentierte oder aber die beiden Jungen Frauen die, völlig distanzlos, mit geschmückten und herrausgeputzen kindern vor einem tempel fotos machten. Viel in arm nehmen und anfassen inklusive wohlgemerkt kleine kinder geschätzt 4 jahre.
Hier wird zwischenzeitlich von Einarbeitung gesprochen ,die nicht an einem wochende zu leisten ist. Das ist wohl war. Aber das konzept von Heimen, kindertagesstätten und anderen sozialen instutonen insbesondere in hinblik auf die prekären und caritaiven Situation vor ort sind noch mal ein anderes thema. Wie soll denn jemand der sich noch nie mit wohnfaum, psychologie, armut und interkulturelle arbeit auseinandergesetzt hat effektive hilfe leisten?
Ein heim in thailand ist was ganz anderes als ein heim in Deutschland.
Wenn man nur ein Wochenende zeit investieren möchte geht es rein um einen selbst. Für mich spielt das in der selben liega wie menschen die in einem slum fahren um zu sehen wie gut es ihnen geht. Reiner armutstourismus zum besser und überlegen fühlen.
Schon wenn leute von armen Kindern helfen wolen sprechen zieht es sich bei mir heftigst zusammen. Ist doch die herachie von vorne rein klar. Das Kind als individuales Wesen sollte im vordergrund stehen nicht das es arm ist. Natürlich ist dies ein Faktor aber es ist nicht das bestimmende element dieses Menschen.
Allerdings gibt es viele möglichkeiten für Menschen die nur für ein wochende helfen wollen. Beispielsweise einfach mal in einer einrichtung vorbeischauen und nach mängeln fragen. Farbe kaufen, wände streichen, reparaturarbeiten, putzen, ausmisten, gartenarbeit, einen satz stifte und papier kaufen, …. usw.
Eben alles was keinen kontakt mit den kindern erfordert und bei dem man niemanden im weg steht.
Ulrike meint
Toller Artikel! Danke für die Mühe, die Du dir damit gegeben hast! Und dass Du auch Möglichkeiten zu helfen aufzeigst. Mal kurz unterwegs irgendwo helfen, egal wo, egal was, bringt meistens nicht viel. Viel wichtiger iund nachhaltiger st das langfristige Engagement. Ich möchte Dir den Verein „little Flowers of China“ noch nennen. Die kenne ich selbst und hab auch schon ein Heim in Peking besucht. Mit Spenden für solche und ähnliche Vereine hilft ma Kindern intensiv und langfristig. http://www.littleflowersofchina.org/
Ich persönlich habe mich für eine Hilfe entschieden, bei der ich hier in Deutschland genau genommen das Reisen und die Hilfe optimal verbinden kann und zwar jahrelang! Ich bin ein paar Mal in der Woche bei der Bahnhofsmission in Hamburg ehrenamtlich tätig.
Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen und Kindern zu helfen, wenn man es ernst meint.
Beste Grüße
Ulrike
Henriette meint
Hallo Carina, dein Artikel ist absolut einleuchtend, auch wenn ich der Meinung bin dass bestimmt auch guter Wille hinter den Bestrebungen solcher Frauen steht. Was ich mich nun allerdings frage ist, was dann. Ich bin selbst erst 17 und wie das in meinem Alter so ist will man nunmal die Welt verbessern. Das ich nichts mit Kindern machen sollte und nichts wo man Einheimischen Ihre Jobs streitig macht ist klar, ebenso wie der Fakt dass ich zu dem Zeitpunkt wo ich mich in der Welt umsehen und etwas neues entdecken will lediglich mit einem mäßigen Abitur qualifiziert sein werde das natürlich nicht ausreicht um wirklich etwas bewirken zu können. Oder vielleicht eben doch? Hast du Ideen für Projekte die nicht zum Geldscheffeln gedacht sind in denen man wirklich hilft? Ich überlege mich als Aktivistin auf einem Schiff von Seashephard oder als Helferin bei Seawatch zu bewerben. Denkst du das bringt vielleicht etwas? Fallen dir noch weitere Projekte ein?
Liebe Grüße Henri
Carina meint
Hi Henri,
es freut mich, dass Du so selbstkritisch da ran gehst und ja, ich bin mir auch sicher, dass da hauptsächlich Unwissen und nicht der Mangel an gutem Willen dahinter steckt. Vielleicht drehst Du den Gedanken auch mal: Es gibt gerade in der aktuellen politischen Lage enorm viel, was Du bei uns Zuhause tun kannst. Dich für Flüchtlinge einzusetzen und dort zu helfen – das gehört für mich definitiv auch zum Aspekt „Welt verbessern“. Der Verknüpfungspunkt, dass Freiwilligenarbeit nur auf Reisen stattfinden kann, finde ich da falsch. Wieso nicht lieber in der Stadt, in der man wohnt, zwei Mal in der Woche aushelfen und bewegen, statt auf einer Reise, die Dich sowieso enorm weiterbringen soll und fordern wird, weil Du andere Kulturen kennenlernen wirst?!
Schau auf Reisen einfach, dass Du relativ nachhaltig unterwegs bist (was in sich ja leider schon ein kleiner Widerspruch ist :-/ ) und vor Ort Einheimische im Tourismus stärkst, statt große Konzerne. Das fühlt sich vielleicht nicht so einschlägig an, wie drei Wochen oder Monate Freiwilligenarbeit, aber glaub mir, das ist es.
Ganz liebe Grüße,
Carina
Neeltje meint
Interessante Sichtweise, dass Freiwilligenprojekte mit Kindern unter einem strengeren Licht gesehen werden sollten. Eigentlich wäre es gut, wenn Helfer in solchen Dingen mindestens ein paar Jahre bleiben. Wenn man einen kürzeren Aufenthalt möchte, dann gibt es viele andere schöne Projekte, an denen man sich beteiligen kann.