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*Ein Gastartikel und Fotos von Helen*
Ins Reisen war ich schon immer verliebt. Neue Länder entdecken, einheimisches Essen schlemmen, aus dem Alltag ausbrechen und die Seele baumeln lassen, lässt mein Herz höher schlagen.
Erschüttert wurde die Liebe zum Reisen durch meine Lebensmittelunverträglichkeiten.
Alles begann mit einer Lebensmittelvergiftung auf Bali, die mit einem starken Antibiotikum behandelt wurde. Von da an plagten mich regelmäßig schlimme Magen-Darm-Beschwerden.
Alle Untersuchungen kamen zum gleichen Ergebnis: Ich bin gesund.
Einerseits freute ich mich darüber, andererseits wusste ich, dass irgendetwas nicht stimmt.
Nach zwei Jahren wurde Fructoseunverträglichkeit festgestellt. Und zwei weitere Jahre dauerte es, bis ich herausfand, welche anderen Lebensmittel ich nicht vertrage.
Unterwegs zu essen und nicht genau zu wissen, was drin ist, wurde zur Herausforderung.
Vor allem auf Reisen mit unbekannten Lebensmitteln und Verständigungsproblemen. Aber meine Liebe zum Reisen ist viel zu groß, als dass die Unverträglichkeiten uns auseinander bringen. Mit Vorausplanung und etwas mehr Gepäck steht Reisen mit Unverträglichkeiten nichts im Weg.
Bereite deinen Bauch auf die Reise vor
Eine Woche vor der Reise achte ich besonders darauf, nur Verträgliches zu essen, damit ich die Reise mit einem ruhigen Bauch starten kann.
Fünf Tage vor der Reise in ein exotisches Land beginne ich, Probiotika einzunehmen, z. B. Perenterol forte. Ich nehme es die komplette Reise über ein, um meinen Darm zu unterstützen. Es beugt Durchfall vor und hilft, Erreger aus dem Körper zu schleusen. Durch die Probiotika siedeln sich viele gute Darmbakterien an. Dadurch wird wohl verhindert, dass sich schädliche Bakterien ausbreiten können, weil sie keinen Platz mehr haben. Sprich dazu mit deinem Arzt, vor allem wenn du eine chronische Krankheit hast.
Schließe außerdem eine Reisekrankenversicherung ab, falls du während der Reise einen Arzt brauchst.
Was gibt es am Reiseziel zu essen?
Wenn du vorab das Internet nach den schönsten Plätzen und Ecken an deinem Reiseziel durchsuchst, erkundige dich auch, welche Zutaten in der Landesküche verwendet werden.
Wenn du mit Fructoseunverträglichkeit in ein exotisches Land reist, schau dir vorher Bilder von Obst- und Gemüsesorten an, da manche anders aussehen.
Je mehr du über die Lebensmittel weißt, desto besser kannst du einschätzen, ob du sie verträgst.
Recherchiere vorab, wo du verträgliches Essen bekommst. Im Internet kannst du nach Supermärkten, Restaurants, Cafés und evtl. Reformhäusern schauen. Inzwischen gibt es in vielen Ländern lactose- und glutenfreie Produkte zu kaufen. Mit der Tripadvisor-App kannst du Restaurants und Cafés in der Nähe deiner Unterkunft prüfen.
Auf einem Campingplatz in Kroatien entdeckte ich sogar im Campingsupermarkt lactose- und glutenfreie Produkte, Sojamilchprodukte und Mandelmilch. Also immer die Augen offen halten.
Vegane Gerichte sind interessant, wenn du Milch oder Lactose nicht verträgst.
Erkundige dich in Facebook-Gruppen und Foren, ob andere Betroffene bereits in deinem Reiseland waren. Lass dir von ihnen Tipps für Unterkünfte, Restaurants und Cafés geben.
In England, Schweden und Italien gibt es z. B. viele glutenfreie Restaurants und glutenfreie Produkte in den Supermärkten.
Erstelle dir eine Hinweiskarte
Erstelle dir eine Hinweiskarte in der Landessprache, auf der genau steht, was du essen darfst und welche Zutaten wegen deiner Unverträglichkeiten nicht im Essen verwendet werden dürfen. Diese Karte kannst du im Restaurant vorzeigen oder im Supermarkt beim Einkaufen verwenden.
Wird die Sprache in Schriftzeichen geschrieben? Dann such dir über eine internationale Freelancer-Plattform jemanden, der dir für ein paar Euro deine Hinweiskarte übersetzt.
Erweitere dein point-it-Bildwörterbuch, indem du Bilder von Lebensmitteln ausdruckst, die du verträgst. Wenn du die Sprache nicht beherrschst, kannst du dich verständigen, indem du auf die Bilder zeigst. Such mit der Google-Bildersuche Fotos der Lebensmittel, wie sie an deinem Reiseziel aussehen.
Proviant einpacken
Jeden freien Platz im Koffer nutze ich inzwischen für verträglichen Reiseproviant. In eine Zip-Tüte packe ich Haferflocken mit Zimt. Mit heißem Wasser aufgegossen ergeben sie ein sättigendes Frühstück – mit verträglichem Obst kannst du es verfeinern.
Informiere dich vorher unbedingt, welche Lebensmittel in das Reiseland mitgebracht werden dürfen.
Mini-Proviant-Packliste
- Tupperdosen und Plastiktüten mit Zip, um Essen für unterwegs einzupacken (Vorteil von Zip-Tüten: Sie sind platzsparend, wenn du mit Rucksack reist)
- Evtl. Besteck
- Mais- oder Reiswaffeln
- Nüsse
- Trockenfrüchte (nicht bei Fructoseunverträglichkeit!)
- Hafer- oder Buchweizenflocken (Fülle die Flocken am besten in eine Ziploc-Tüte um, damit sie sich platzsparender einpacken lassen)
- Zimt (oder direkt zu Haferflocken geben)
- Dunkle Schokolade mit mindestens 70 % Kakaoanteil (in warmen Ländern lieber darauf verzichten)
- Dinkelcracker
- Riegel, je nach Verträglichkeit: glutenfrei, lactosefrei, fructosearm
- Verträglichen Tee im Beutel (ideal auch für den Flug oder bei Bauchschmerzen)
- Nudeln, glutenfrei oder aus Dinkel
- Verträgliche Aufstriche wie fructosearme Marmelade oder Gemüseaufstrich
- Nussmus
- Kokosöl
Für den Flug:
- Rohes Gemüse
- Gekochte Eier
- Selbstgebackene Kekse oder Muffins
Wichtig: Gib alles flüssige, wie Kokosöl und Mandelmus, als Gepäck auf, da es dir sonst bei der Sicherheitskontrolle abgenommen wird.
Medikamente für Reisen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Ergänze deine klassische Reiseapotheke mit Medikamenten gegen Magen-Darm-Beschwerden. Was dir hilft, weißt du am besten. Bei mir immer im Gepäck dabei:
Iberogast
Tropfen aus Heilpflanzen, die gegen verschiedene Magen-Darm-Beschwerden helfen.
Kohletabletten
Helfen gegen Durchfall und leiten Gifte aus.
Heilerde
Wirkt ähnlich wie die Kohletabletten. Für unterwegs gibt es sie in praktischen Einzeldosen. Den Beutelinhalt nimmst du in den Mund und spülst ihn mit Wasser herunter.
Enzyme
Auch Enzyme begleiten mich auf meinen Reisen. Sie helfen dem Körper, das Essen zu verarbeiten, und können Beschwerden wie Krämpfe, Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen reduzieren.
Für verschiedene Unverträglichkeiten gibt es spezielle Enzyme wie Lactasetabletten bei Lactoseintoleranz oder Daosin bei Histaminintoleranz oder Fructaid bei Fructoseintoleranz.
Wenn du nicht weißt, welches Essen dir Beschwerden verursacht, kannst du allgemeine Verdauungsenzyme verwenden. Hol dir dazu die Meinung von deinem Arzt oder Heilpraktiker ein.
Traubenzucker
Bei Fructoseintoleranz hilft Traubenzucker, Fructose aufzunehmen. In Thailand wird herzhaftes Essen oft mit Zucker zubereitet, weil die Thais ein Gleichgewicht zwischen Scharf, Sauer, Süß und Salzig herstellen möchten. Da Haushaltszucker Fructose enthält, kann er Beschwerden verursachen. Ein Stück Traubenzucker zu fructosehaltigem Essen hilft dabei, es besser zu verdauen.
Unterkunft auf Reisen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Die perfekte Unterkunft für Reisende mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten besitzt eine Küche, in der du dir verträgliches Essen zubereiten kannst. Du bekommst sie über Airbnb oder in einer Ferienwohnung. In Hostels gibt es oft eine Gemeinschaftsküche und in Hotels Zimmer mit Küchenzeile.
Wenn du lieber im Hotel wohnst, ruf vorher dort an. Erkundige dich, ob es Essen gibt, das du mit deinen Unverträglichkeiten essen darfst. Ein Buffet hat den Vorteil, dass du dir dein Essen selbst zusammenstellen kannst.
Oder wie wäre es mit Campen? Ich liebe es, mit dem VW-Bus unterwegs zu sein. Kein Schleppen von Gepäck, spontan sein, und verträgliches Essen ist immer griffbereit. In einer winzigen Küche mit zwei Gasherdplatten und kleinem Kühlschrank. Und Stauraum für noch mehr verträglichen Proviant.
Essen im Flugzeug
Viele Airlines bieten spezielle Menüs für Menschen mit Unverträglichkeiten an. Du musst es ein paar Tage vor Abflug vorbestellen. Erledige es am besten direkt, nachdem du den Flug gebucht hast.
Wenn es kein lactosefreies Menü gibt oder du keine Milch verträgst, kannst du einen Blick auf das koschere Menü werfen. Es wird nach den jüdischen Essensregeln zubereitet. Eine davon lautet, dass Fleisch nicht mit Milch zusammen gegessen werden darf. Wenn das koschere Menü also Fleisch enthält, ist es ohne Lactose oder Milch. Manchmal gibt es auch ein Rohkostmenü, zu dem du mitgebrachte Cracker essen kannst.
Ist kein geeignetes Menü dabei, nimm verträglichen Proviant im Handgepäck mit.
Auch Medikamente solltest du griffbereit haben, falls du etwas nicht verträgst.
Essen auf Reisen mit Unverträglichkeiten
Sich durch landestypisches Essen zu probieren, gehört für mich zu einer Reise dazu.
Je nach Land kann es gut verträglich sein, wie das asiatische, meist milchfreie Essen bei Lactose- oder Milchunverträglichkeit. Oder schlecht verträglich, wie Pasta in Italien bei Glutenunverträglichkeit. Wobei viele Italiener Gluten nicht vertragen und es deshalb in vielen Restaurants glutenfreie Pizzen und Pasta gibt.
Ich versuche, die meiste Zeit so verträglich wie möglich zu essen. Dann geht es meistens gut, wenn ich mir zwischendurch etwas weniger Verträgliches gönne.
Kleine Helfer
Wenn ich ein Land bereise, in dem ich das Essen nicht so gut vertrage, nehme ich vor und während der Reise Perenterol und zu jedem Essen Verdauungsenzyme ein. Zu Hause greife ich selten auf solche Hilfsmittel zurück. Die Reise möchte ich aber möglichst beschwerdefrei genießen.
Snacks für den Notfall
Packe immer einen kleinen Snack in deinen Rucksack, um zu vermeiden, aus Hunger etwas Unverträgliches zu essen. Er hilft auch, wenn du im Restaurant nichts Geeignetes für dich findest und nur eine kleine Portion essen kannst. Dann kannst du anschließend deinen Snack verputzen.
Essen in den Tropen
Für die Tropen gilt eine wichtige Regel beim Essen: „Cook it, boil it, peel it or forget it“.
Für jeden mit Unverträglichkeiten oder empfindlichem Magen und Darm ganz besonders.
Das heißt: Iss nur Gekochtes und kein rohes Gemüse wie Salat. Schäle Früchte immer selbst, damit sie frei von unbekannten Keimen und Bakterien sind. Vermeide ungekochtes Wasser und Eiswürfel daraus. Trinke nur in Falschen abgefülltes Wasser und verwende es auch zum Zähneputzen. Ich verzichte vorsichtshalber generell auf Eiswürfel. Das erscheint oft paranoid. Aber lieber verzichte ich auf ein paar Dinge und damit auf Beschwerden, die mich auf meiner Reise einschränken.
Verzichte unbedingt auf offenes Eis in heißen Ländern.
Wenn es nicht ausreichend gekühlt wird, siedeln sich darin schnell Salmonellen an. Den Fehler machte ich auf Bali und bekam davon mit hoher Wahrscheinlichkeit die Lebensmittelvergiftung.
In Asien war ich mir oft unsicher, welche Gerichte ich vertrage. Dann habe ich mir Reis und eine Gemüsesorte ohne Soße bestellt und mit etwas Sojasoße selbst gewürzt. In Soßen können sich Geschmacksverstärker, Zwiebeln, Knoblauch oder andere unverträgliche Zutaten verstecken. Meide sie deshalb so gut wie möglich – vor allem mit Fructoseunverträglichkeit.
Und keine Angst vor dem Essen an Straßenständen.
Dort wird das Essen frisch zubereitet und meistens ohne Soßen. Wähle den Stand aus, an dem sich viele Einheimische das Essen holen.
Mit Lactoseintoleranz ist das asiatische Essen perfekt, weil keine Milchprodukte verwendet werden. Das Touristenessen wird oft mit Milchprodukten zubereitet und solltest du lieber meiden.
Verzichte bei Fructoseunverträglichkeit auf Suppen, da sich Fructose in Wasser löst. Zwiebeln oder Knoblauch herauszufischen, bringt deshalb nichts.
Was ist mit Alkohol?
Auf Alkohol verzichte ich auf Reisen fast komplett.
Er reizt Magen und Darm zusätzlich. Oft sorgt er bei mir dafür, dass ich verträgliches Essen auch nicht mehr vertrage. Eine Ausnahme mache ich für ein gutes Glas trockenen Rotwein in Italien oder Frankreich. Umso trockener der Wein, desto weniger Zucker und damit Fructose enthält er.
Viel Wasser trinken
Das gilt mit Unverträglichkeiten besonders. Denn damit unterstützt du den Körper bei der Verdauung und darin, schädliche Bakterien auszuspülen, die womöglich Probleme verursachen.
Mach dich nicht verrückt!
Zum Schluss der wichtigste Tipp: Mach dich nicht verrückt mit dem Essen und deinen Unverträglichkeiten – weder vor der Reise und schon gar nicht währenddessen.
Denn auch Stress und negative Gedanken wirken sich auf Magen und Darm aus.
Meistens wurden meine Beschwerden im Urlaub besser, weil der Stress im Job wegfiel. Es ist schwierig, die komplette Reise nur Verträgliches zu essen – vor allem wenn du die Landessprache nicht sprichst und nicht nachfragen kannst.
Aber mal ganz ehrlich: Das willst du doch auch nicht, oder? Ein bisschen Genießen gehört zum Reisen dazu.
Falls du noch Fragen zum Reisen mit Unverträglichkeiten hast, ab in die Kommentare damit!
Helen ist Bloggerin und Ernährungsberaterin für Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Auf ihrem Blog Weglasserei hilft sie Leuten mit Unverträglichkeiten und Reizdarm, ihre Ernährung umzustellen und sich wieder wohlzufühlen.
Mit leckeren verträglichen Rezepten und jeder Menge Motivation.
Dagmar meint
Hallo, danke für diesen Artikel. Da ich an Fructoseunverträglichkeit leide und der Darmbereich bei Reisen immer mein Schwachpunkt ist, habe ich mich über die Tipps sehr gefreut! Natürlich wusste ich schon Einiges, aber es waren auch neue Infos für mich dabei. So konnte ich mich schon im Vorfeld meiner Costa Rica-Reise vorbereiten. Was soll ich sagen- ich hatte zum ersten Mal keine Schwierigkeiten, hurra!
Helen meint
Liebe Dagmar,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich wahnsinnig zu lesen, dass du auf deiner Reise keine Probleme mit deiner Unverträglichkeit hattest und dir die Tipps geholfen haben 🙂
Auf viele weitere Reisen ohne Beschwerden!
Liebe Grüße,
Helen