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Bevor ich hier auf Pink Compass so richtig in Schwung komme, von meiner Art des #Vanlifes zu reden und in mehreren Artikeln darüber ausschweifend zu werden, will ich als Erstes eines klarstellen: In einem Campervan zu leben, ist nicht so, wie es Dir auf Instagram und Pinterest schöngeredet wird.
Und als ich mich vorgestern dabei ertappt habe, in genau die gleiche Schiene zu rutschen – nur die schönen, glänzenden Momente in hübsch bearbeiteten Bildern zu teilen –, muss ich gestern, nach einem Tag, der einer von vielen diese Woche war, die ich frustriert und genervt beendet habe, einfach mal Dampf ablassen.
Ich liebe es, auf Instagram in den #Vanlife Posts zu versinken.
(Und nutze übrigens #Vanlife jedes Mal, wenn ich es tippe, ironisch. Sieh mich dabei mit leicht hochgezogener Augenbraue und einem leicht verschmitzten Lächeln vor Dir… sarkastischer Tonfall inklusive.)
Ich hole mir darin Inspiration, bekomme neue Foto-Ideen und speichere mir unzählige Orte als mögliche Reiseziele.
Was ich nicht mache? Ist, diese Bilder mit meinem Alltag zu vergleichen.
Weil ich ganz genau weiß, das ist die Hochglanzversion eines Lebensstils, der an den meisten Tagen deutlich schäbiger aussieht.
Damit Du mich richtig verstehst: Ich liebe meinen neuen Alltag in Lola. Ich liebe es, mich in ihr an verregneten Tagen zu verkriechen und an sonnigen Tagen alle Türen aufzureißen. Ich liebe es, dass ich mir gerade mein eigenes kleines Yogastudio in ihr aufbaue, und ich kann mir das Grinsen nicht vom Gesicht wischen, wenn ich völlig unerwartet irgendwo mitten in traumhafter Natur mit ihr stehe.
Aber das sind einzelne Momente.
Genau wie beim Reisen sind das Momentaufnahmen und kein dauerhafter, traumhafter Urlaub. Es ist eben genau das: eine neue Art meines Alltags, genauso wie es der zuvor war. Und genau wie in Deinem Alltag gibt es auch in meinem stressige Momente, Frust und – jep… gelegentliche Wutanfälle.
Dann habe ich die Seitentür nicht fest genug zugezogen und es regnet über eine Stunde lang genüsslich in meinen Camper, bevor ich es merke. Oder habe meinen Vorhang in der Tür eingeklemmt, der sich langsam im tobenden Regen draußen vollsaugt und das ganze Wasser in meinen Camper hinter meine Heizung leitet.
Dann stelle ich in Spanien nach einer Woche von Recherchen, Telefonaten und zwei verschiedenen Notfall-Amazon-Adapter-Bestellungen fest, dass die einzige Art von kleiner Gasflasche, die es in Spanien (und auch nur selten) zu kaufen gibt, zwar in meinen vorgebauten Gaskasten passen würde – aber nicht durch die kleine Tür, die ihn verschließt.
Dann stelle ich in Österreich fest, dass meine Navigations-App mich eine Dreiviertelstunde lang durch Serpentinen und an Abgründen entlang geleitet hat, bei denen ich gern die Augen zugemacht hätte, nur um vor einem Torbogen zu stehen, durch den ich nicht durchpasse.
Dann geht irgendwo in Italien, 200km von der nächsten und letzten Kleinstadt entfernt, plötzlich ein Warnlämpchen in Lola an und nicht wieder aus, von dem ich weder weiß, was es bedeutet, noch, ob mir gleich ihre Motorhaube um die Ohren fliegt.
Mein Alltag ist die meisten Tage für meine Begriffe traumhaft.
Aber er ist definitiv nicht aus einem Hochglanzmagazin oder aus Instagram ausgeschnitten.
Ich habe eine Toilettensituation, die für viele Menschen „eklig“ ist, aber mir nichts ausmacht. Mein Wohnraum beträgt knapp 6m² und würde bei vielen wahrscheinlich Platzangst auslösen, während ich es kuschelig finde. Lola hat so einige Macken, die andere in den Wahnsinn treiben würden. Ich liebe sie so, wie sie ist. Bedingungslos. (Und auch wenn sie es nicht offen zugeben würde – sie mich auch!)
Wenn ich also von #Vanlife spreche, dann ja, meine ich das durchaus sarkastisch.
Und ich möchte niemals ein falsches oder pinkes rosarotes Bild von etwas erzeugen, was eben nur an manchen Tagen wirklich rosarot ist und an den meisten eher so mausgrau bis hellrot.
Lass Dich also nicht blenden. Ich teile schöne Fotos, weil ich in diesen Momenten einfach über alle Maßen glücklich bin – und das gerne mit Dir teilen möchte. Weil ich mich so darüber freue, wenn Du Dich mit mir freust.
Aber nichts würde mich trauriger machen, als wenn Du am anderen Ende mit Deinem Handy in der Hand traurig seufzt und Dir wünschen würdest, Du könntest Dein Leben mit meinem tauschen, weil bei mir alles so traumhaft wirkt. Genauso wie bei mir die schönen Bilder Momentaufnahmen sind, bin ich sicher, es gibt diese Momente auch in Deinem Leben. Du musst nur danach schauen und sie wertschätzen.
Denn worüber im #Vanlife-Thema selten gesprochen wird, sind die dunklen Momente.
Die 2 Grad am Morgen irgendwo in Deutschland, wenn der Himmel grau und die Heizung aus ist und ich nicht aus meiner Decke krabbeln will, um sie anzumachen. Der Tag, nachdem es zwei Tage am Stück Bindfäden geregnet hat und ich im Sandschlamm meine Kanister und Toilette leeren muss.
Der Monat, in dem ich keinen meiner Freunde gehört oder gesehen habe, weil ich irgendwo tief in Südtirol mit einer geprellten Rippe ausharren musste (die ich mir in Lola zugezogen habe) – und sogar zu mies drauf war, um zu telefonieren. Und noch dazu viel zu viel gearbeitet habe, um den Anblick der Berge wirklich so richtig genießen zu können.
Die Isoliertheit, die herankriecht, wenn Du Dich nicht traust, andere Alleinreisende anzusprechen. Oder Deine besten Freunde einfach ein ganz anderes Leben führen als Du.
Die Frustration, die ausbricht, wenn alles an Ausrüstung gegen Dich zu sein scheint und Du Dir den Popo abfrierst, weil die Heizung nicht läuft.
Die Wut, die ausbricht, weil Du den Ärmel Deiner neuen Lieblingsjacke in der verdammten Autotür einklemmst und sie, nachdem Du sie befreit hast, voller Schmieröl ist.
Über all diese Momente reden wir im #Vanlife nicht.
Oder viel zu wenig. Wir machen jedenfalls definitiv keine Bilder davon und posten sie auf Instagram. Auch wenn wir das definitiv sollten!
Aber wie Alex hier und vor allem Anna hier so schön ehrlich beschreiben: Die langweiligen, tristen und genervten Momente will doch auch niemand sehen.
Solange es nicht superdramatisch oder fast schon katastrophal ist… solange es nicht unterhaltsam ist, will niemand sehen, wie ich 8–10 Stunden am Laptop sitze, während einer anstrengenden Produktphase in meinem Job, obwohl draußen die Sonne und das Meer locken.
Oder wie ich gegen meine Spülberge kämpfe, weil ich drei Tage zu faul zum Spülen war.
Meine Momentaufnahmen sehen auf Fotos zwar vielleicht glanzvoller aus als bei den meisten Menschen mit einer Wohnung und einem Arbeitsvertrag – aber mein manchmal auch mausgrauer Alltag tut es nicht. Und davon gibt es auch keine Fotos.
Also mach es wie ich:
Sieh die ganzen Artikel, Instagram- und Pinterest-Posts als Inspiration, als kleine verträumte Auszeit und als nette Unterhaltung an, aber vergleich niemals Dein Leben mit diesen Bildern, lass Dich nicht davon frustrieren oder deprimieren oder glaub nie auch nur eine Sekunde lang, dass bei den Menschen dahinter alles perfekt ist.
Denn ich kann Dir garantieren,
das ist es bei niemandem.
Pinn Dir diesen Artikel zur Erinnerung auf Pinterest!
Tina meint
Danke für diesen ehrlichen Artikel, Carina!
Du beschreibst genau das, was mich an #vanlife stört. Es wirkt alles so gestellt, perfekt und irreal. Mich würde viel mehr interessieren wie der wahre Alltag im Van läuft.
Carina meint
Sehr gern 😉
Deesi meint
Danke für Deinen erfrischenden, ehrlichen, sympathischen Beitrag. Ich finde es total schön, wie Du über all das schreiben kannst, man merkt, dass es Dir nicht um irgendeine Darstellung geht, sondern ums wirkliche, echte Teilen von Erlebnissen und ich finde es wunderbar, wie Du das alles machst. DANKE für das offene Teilen – das ist echt wertvoll und überhaupt nicht selbstverständlich (denn wer sich exponiert, bekommt eben auch immer vielerlei Reaktionen zurück… und dient mit so einem Blog wohl eben auch als Ventil für viele Gefühle von verschiedensten Menschen, die ja offensichtlich auch auf ihrer Suche im Leben sind).
Deinen Blog zu finden war für mich ein Glücksfall, finde ihn sehr inspirierend, Du machst dies auf eine echte, gehaltvolle und nicht oberflächliche Weise. Respekt😀Man seufzt hier beim Lesen nicht aus Verzweiflung über das eigene Leben (im Vergleich..), sondern ich bin einfach begeistert/berührt über die schönen Bilder und Geschichten, ich freue mich über die Beiträge, die irgendwie Farbe ins Leben bringen, ich freue mich für Dich mit für die guten Momente und fühle als Leserin auch mit bei beschriebenen weniger guten Momenten.
Keep going! 🦋
Carina meint
Danke Deesi, für die lieben Worte! Ich hab mich riesig darüber gefreut 🙂
(Und Du triffst damit mehr als einmal den Nagel ganz genau auf den Kopf!)
ANGELIKA Flieger meint
Hallo Carina, Danke für deine Beiträge. Durch dich habe ich mich als jetzt 64jährige Frau schon einige male alleine auf Fernreisen getraut. Bei meiner letzten Reise 4 Wochen Bali fühlte ich mich manches mal sehr allein und dachte ich mache was falsch. Jetzt geht es mir wieder besser. Vielleich fliege ich jetzt doch im Apri 20 4Wo. Nach Costa Rice.
Dagmar meint
Danke Carina, genau so sieht es nämlich aus. Die perfekten Insta #vanlife Bilder (Har, Har auch ich nutze den Begriff ironisch) machen nach meiner Einschätzung nur 10% aus.
Die Suche nach dem perfekten Platz, dem Hotspot, alleine mit atemberaubender Kulisse….und dann steht man doch zwischen 10 anderen Vans auf einem stinknormalen Parkplatz.
Die Suche nach Entsorgungstationen,
Die Suche nach… irgendwas sucht man eigentlich immer, für den Van, im Van, den Weg, einen Nachtplatz oder sich selbst.
IMMER geht irgendwas kaputt.
Und auch ich liebe trotzdem, daß minimalistische Leben im Auto.
Aber mittlerweile sehe ich mir auf Insta kaum noch Vanlife Bilder an. Und hoffe, dass der Boom bald abebbt.
Liebe Grüße Dagmar
Carina meint
Ich bezweifle es…
Aber er hat ja auch seine guten Seiten 😉
Ich hab da schon viel Inspiration für Innen-Deko gefunden 😀
Liebe Grüße zurück!
Carina
Henning meint
Und ich dachte schon, jetzt kommt wirklich was richtig, richtig Schlimmes… Nee, Späßchen, das geht mir, seit sechs Jahren im Mobil lebend, doch genauso. Dann zickt mal die Technik rum, das Solar auf dem Dach bringt seit Wochen keine Vollladung mehr zusammen, weil die Sonne nicht scheinen will. Große Lust zum Fahren habe ich dann auch nicht oder ich warte noch auf irgendwas, also muss das ausgesessen werden. Auch das mit den Spülbergen kenne ich nur zu gut. Netter Blog, muss ich mal weiter durchgucken. Gefunden über die Camper Nomads Community auf fb.
Gruß
Henning
Carina meint
Hi Henning,
schlimmer als ein vollgeregneter Camper?? Gibt es etwas Schlimmeres??? *Scherz zurück* 😀
Und jetzt bin ich fast neugierig – wie kann man mich in einer Community auf Facebook finden, in der ich weder drin, noch bei Facebook bin? 🙂
Liebe Grüße
Carina
Henning meint
Diesen Beitrag hier hatte da jemand verlinkt.
Carina meint
Oh, wie lieb! (Und danke fürs Antworten 🙂 )
Kasia Oberdorf meint
Liebe Karina,
Also, ich mag es ja, wenn du so ehrlich und authentisch Dampf ablässt 🙂 Klar, die meiste Zeit lesen Menschen Reiseblogs und scrollen durch Instagram, um sich inspirieren zu lassen, um sich an (vermeintlich) schönere Orte entführen zu lassen und um zu träumen. Doch manchmal ist es auch gut, von der anderen Seite zu erfahren. Zu viele vergleichen ihr Leben mit den allzu perfekten Bildern, auch wenn manch einer ahnt, dass das nicht immer so rosarot sein kann.
Deshalb: danke für deine Einblicke, für die Offenheit und dafür, dass du deine Leser an deinem Leben teilnehmen lässt. Ich glaube, die Menschen, die dir schon sehr lange folgen, wissen das zu schätzen 🙂
Und übrigens, dein Van ist schick 😉
Kasia Oberdorf meint
Entschuldige bitte, ich habe deinen Namen verunstaltet… Carina mit C natürlich, sorry! Schande über mein Haupt…
Karin meint
Oh ja, diese Momente sind das wahre Vanlife. Aber im Grunde überwiegen die schönen, die schlechten Momente helfen nur, die guten besser schätzen zu lernen!
Carina meint
Absolut! <3 Genau so geht es mir auch 😀
Herta Beer meint
Vielen Dank für deinen wundervoll erfrischenden Bericht. Und selbst all das würde mir nicht soo viel nun ausmachen. Was mich aber ängstigen würde, ja, schon ein kleiner Schisser in manchen Dingen – was, wenn man unterwegs krank wird, Zahnschmerzen bekommt (mein absolut schlimmster Alptraum), der Motor versagt oder es sonst iwelche mysteriöse Unpässlichkeiten des Wagens gibt und man keinen Schimmer hat, was zu tun ist, man iwo unterwegs ist und nun keinen Meter weiter kommt – und vor allem – ich weiß nicht, hätte zu viel Angst, dass da mitten in der Nacht jemand ins Auto möchte – das wären jetzt mal so meine Ängste -…ich hatte dich vor wenigen Tagen angeschrieben (danke, für deine Antwort 🙂 ) und seitdem bin ich nun extra infiziert – nun eben auch dein Ebook Paket gekauft (auch wenn es das leider nicht als TB Ausgabe gibt – seufz, nu denn) – nu denn – tja, genau das wären dann eben meine Sorgen – vor allem die Sicherheit, dass da jemand das Auto aufbrechen oder stehlen oder mich rauswerfen – was auch immer – machen würde – ..denke mir schon, dass es bei dir ja anscheinend nicht der Fall war (soll auch so bleiben) – aber, tja, diese Gedanken kann ich eben leider doch nicht ganz abstellen. – Glg Myriala