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Es wurden schon endlos viele Artikel dazu geschrieben:
Singles, die reisen.
Es wird diskutiert, wovor wir weglaufen.
Es wird gemutmaßt, wie einsam wir doch sind.
Es wird beschrien, dass wir die beste und schlechteste Partnerwahl überhaupt sind.
Es scheint sich niemand so richtig entscheiden zu können, in welche Ecke man uns stecken soll.
Vor Kurzem habe ich einen Artikel dazu gelesen, dass wir Deutschen zu Extremen neigen. Entweder wir sind für etwas oder dagegen. Grauzonen existieren nicht. Auch wenn es dabei um ein ganz anderes Thema ging, musste ich auch hier wieder daran denken.
Die Frage danach, die in Interviews immer wieder auf mich zukommt, ob ich denn nun ein rundum glücklicher oder total frustrierter Single bin, für den das Reisen entweder ein Fluch oder ein Segen ist, nervt mich mehr und mehr.
Nicht, weil ich mit der Frage nach meinem Beziehungsstand an sich Probleme habe. Oder mit der Antwort darauf.
Sondern dass mir indirekt nur zwei Antwortmöglichkeiten gegeben werden.
Ich bin entweder die emanzipierte, starke Dauerreisende, die ohne Probleme ohne Mann auskommt und es auch gar nicht anders will, oder der einsame Fernweh-Junkie, der sich für das Reisen entschieden hat und nun still leidet, weil sie es alleine tun muss.
Sie wartet eigentlich nur darauf, endlich den Richtigen zu finden, der ihr das Zuhause gibt, dass sie sich im Grunde heimlich wünscht.
Beide Versionen bringen mich dazu, frustriert zu grummeln und die Stirn in Falten zu legen.
In unserer Gesellschaft ist momentan einfach kein Platz für Mittelmaß, und das macht mich wütend.
Es ist endlich modern, als Frau feministisch, emanzipiert und mit einer klaren Meinung ausgestattet zu sein. Etwas, das mich begeistert. Aber es scheint uns Frauen auch ein wenig die Eigenschaft der Sanftheit nehmen zu wollen.
Wir sollen nicht stark und schwach zugleich sein, weil es dem Image einer Feministin widerspricht. Wir sollen nicht mutig und ängstlich zugleich sein, weil es einfach nicht in unser Weltbild passt, dass auch Frauen, die nicht mutig sind, mutige Entscheidungen fällen.
Und wir sollen kein glücklicher Single sein, der auch nichts dagegen hätte, sein Single-Dasein aufzugeben. Denn das lässt sich weder nachvollziehen noch kategorisieren.
Woher kommt diese Zwiegespaltenheit? Woher kommen diese Schubladen, in die wir uns einsortieren müssen?
Manchmal glaube ich, wir haben sie selbst erschaffen.
Und ich bin dafür, dass wir sie wieder abschaffen.
Du darfst vor dem Alleinreisen Angst haben und trotzdem stolz darauf sein, diese Angst überwunden zu haben.
Du darfst Momente auf Reisen haben, in denen Dich das Alleinsein ankotzt.
Du darfst feministisch und emanzipiert sein und trotzdem pink Ballerinas und Röcke tragen, während Du auf Tinder nach rechts und links wischst.
Und Du darfst ein glücklicher, zufriedener Single sein, der lieber alleine die Welt bereist, anstatt zu Hause zu sitzen und auf McDreamy zu warten.
Und Dir trotzdem ab und an jemanden an Deiner Seite wünschen.
Meine letzten fünf Jahre waren nicht nur „halb erfüllend“, weil ich Single war. Sie waren alles, was ich mir je erträumen konnte, und mir hat nichts dabei gefehlt.
Wären sie schöner mit einem Partner an meiner Seite gewesen? Keine Ahnung.
Denn die einzige Alternative dazu, auf den Traumprinzen zu warten, wäre gewesen, mich mit jemandem einzulassen, der eben nicht perfekt für mich gewesen wäre. Und ich kann Dir fast garantieren, meine Reisen alleine waren definitiv glücklicher, als wenn ich sie mit jemandem geteilt hätte, der mich nicht glücklich gemacht hätte, nur, um nicht alleine sein zu müssen.
Niemand stellt die Frage an Pärchen, ob sie nicht vielleicht alleine glücklicher wären (auch wenn das bei manchen Paaren durchaus eine berechtigte Frage wäre). Und ich bin sicher, ich bin mindestens genauso häufig froh, Single zu sein, wenn ich mir manche Beziehungen in meinem Umfeld anschaue, wie Frauen in Beziehungen sich manchmal wünschten, sie wären Single.
Bei der Frage, ob wir alleine reisen, weil wir eben niemanden an unserer Seite haben, oder bei der Frage danach, ob wir, als Alleinreisende, uns nicht manchmal einen Partner wünschen, gibt es letztendlich nur eine ehrliche Antwort:
Lieber reise ich alleine und lasse mich von dieser unglaublichen Welt berauschen, die da draußen auf mich wartet, statt dass ich es gar nicht tue oder mit jemandem, der eben nur eine zweite Wahl für mich wäre.
Die Frage, die uns gestellt wird, ist daher eigentlich keine beantwortbare Frage.
Denn es ist keine Entscheidung, die wir treffen oder bestimmen können.
Dein passendes Gegenstück zu finden, kannst Du weder beeinflussen, noch beschleunigen. Was Du beeinflussen kannst? Wie Du Deine Lebenszeit füllst, bis Du es findest (oder auch nicht).
Und aus meiner persönlichen Perspektive möchte ich sogar noch weiter gehen:
Sollte ich mein perfektes Gegenstück niemals finden, dann kann ich sicher sein, dass ich jeden einzelnen Moment allein mit mir und lieben Freunden so erfüllend wie möglich gestaltet habe.
Und dass ich dabei durch und durch glücklich war!
Caro meint
Liebe Carina,
ein schöner Artikel! Ich kann dir aber sagen: Wenn du kein Single bist und trotzdem alleine reist, geht es dir nicht besser 😀
Ich bin schon seit ich 15 bin mit meinem mittlerweile Mann zusammen und war daher nie wirklich als Single unterwegs. Die Fragen, die dann kommen, wenn der Partner nicht mitkommt, sind aber fast die gleichen…
(Heimliche) Fragen, die oft gedacht und erstaunlicherweise auch echt oft ausgesprochen wurden: Ist eure Beziehung so scheiße, dass du alleine verreisen musst? Dein Mann erlaubt (!!!) dir das? Bereitest du dich schon auf die Trennung vor, weil du alleine glücklicher bist? Und so weiter und so fort.
Meine Güte, nein. Manchmal gibt es auch ganz stumpfe Gründe und der Partner kann oder will gerade nicht mitkommen. Oder (als Single) man hat gerade niemanden, der einen wirklich vollkommen glücklich machen würde. Also einfach nicht so viel reininterpretieren, liebe Leute 😀
Bei uns ist das mittlerweile übrigens geklärt und wir bereiten uns darauf vor, die Zelte in Deutschland abzubrechen und gemeinsam open-end die Welt zu entdecken. Just sayin‘, nix Trennung 😉
Viele Grüße und ein Bisou,
Caro
PS: Den von dir erwähnten Artikel (Interview?) habe ich auch gerade gestern erst gelesen 😉
Carina meint
Hi Caro,
ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Genau das ist doch auch das Problem: Dass den Singles gern eingeredet wird, als Pärchen wären sie glücklicher, wenn doch klar ist, es gibt kein grundsätzliches Ideal. Es gibt glückliche Singles, es gibt glückliche Paare und alles dazwischen oder das Gegenteil.
Und bei den Fragen die Dir gestellt werden, würde ich ja auch explodieren! Wie traurig, dass Menschen sich einfach nicht vorstellen können, dass es tolerante Beziehungen gibt, die nicht 24 Stunden aufeinander glucken müssen. Das sagt auch ganz viel über die Fragenden aus, finde ich…
Lieben Dank für Deinen Einblick dazu, aus Pärchen-Sicht 🙂
Viele Grüße aus Mexiko,
Carina
kerstin meint
Me too… ich reise alleine mit meinen Kindern und muss mir ständig anhören, wie blöd mein Mann nicht sein muss, dass er mir das ERLAUBT. Manchmal ist das so irre, dass ich schon wieder darüber lachen muss…
Caro meint
Liebe Carina, liebe Kerstin,
ja, ich frage mich manchmal auch ernsthaft, was in den Leuten denn bitte vorgeht. Beziehung schön und gut, aber muss man dafür unbedingt sein eigenes Leben begraben?
Bei solchen Chauvi-Sprüchen platzt mir dann auch oft die Hutschnur… Aber ich reiße mich zusammen, denke mir meinen Teil und verorte die Person in die Schublade „Siehst du und genau deswegen bin ich nicht mir DIR zusammen“ 😀
Schöne Grüße,
Caro
Daniela meint
Liebe Caro.Ich glaube vergebene oder sogar verheiratete allein reisende Frauen müssen sich sogar noch mehr dumme Fragen und Kommentare anhören.Daher bin ich froh zu hören,dass du dich trotzdem nicht davon abhalten lässt.Happy travels♡♡♡
Mel meint
Liebe Carina,
ich finde dieses „Schubladen-Denken“ auch nicht angebracht.
Ich bin ebenfalls glücklicher Single, aber sollte dann doch „Mr. Right“ mal daherkommen, da werde ich mich sicherlich nicht dagegen sträuben.
Natürlich ist es schwierig jemanden zu finden wenn man selber viel reist, aber wenn man einfach „den erstbesten“ nimmt und dieser dann zu Hause Stress macht während man reist, wird man auch nicht glücklich.
Jeder sollte es genau so machen wie er/sie es mag – und jemanden „zu suchen“ wäre eh nicht von Vorteil.
LG
Mel
Carina meint
Haha – Mel, genau dasselbe sag ich auch immer 😀
Danke, für Deine Sicht dazu 🙂
Liebe Grüße,
Carina
Tina meint
Sowas auf dem Punkt gebracht. Ich habe mich dieses Jahr nach langem hin und her entschieden alleine nach Bali zu reisen. Ich freu mich riesig. Das Umfeld ist schon eher kritisch. Die netten Fragen sind schon eher: dass du dich das traust? Hast du keine Angst? (Due Fragen kennst du sicher auch). Aber weshalb sollte ich, nur weil ich kein Partner habe zu Hause versauern, wenn ich mir wünsche irgendwo hinzufahren? Als würde man nur zu zweit etwas tun… (Mit einer Freundin wärs ja wieder akzeptabel) … Nur da muss man auch zusammen passen. Ich kann zwar mit jm befreundet sein, aber nicht unbedingt reise-kompatibel.
Carina meint
Oh, Tina. So wahr!
Geht mir ganz genauso. Das man auch ganz gern allein ist oder eben einfach keine Kompromisse eingehen möchte, wird immer noch gern als seltsam, oder sogar egoistisch angesehen. Leider.
Liebe Grüße,
Carina
Jean meint
Hallo Carina,
wie toll, dass du zu diesem Thema einmal ordentlich Luft machst! 😉
Ich habe einer Bekannten erzählt, dass ich alleine nach Rom gehe, und wurde da sowas von schräg angesehen…
Deine Meinung teile ich auf jeden Fall!!!
Liebe Grüße, Jean
Carina meint
Danke, Jean! 🙂
Gabriele Campbell meint
Wenn man nur Teilzeit reist (ich habe eine Wohnung und einen Geldverdien-Job), aber kinderloser Single ist, der sich wohlfühlt und keine Anstrengungen macht, jemanden kennenzulernen, ist das auch verkehrt.
Es wird allerdings mit zunehmendem Alter besser. Auf der ‚falschen‘ Seite der 50 hat sich das mit dem Kinderkriegen erledigt, und zur alten Jungfer fehlt mir nur noch der Papagei. Kuppelversuche haben meine Bekannten jedenfalls schon lange aufgegeben. Auf Reisen wird man auch weniger darauf angesprochen. Am ehesten höre ich das komischerweise noch ein Deutschland: dass Sie sich das trauen, ist das nicht langweilig…..
Kurze Trips mache ich manchmal mit meinem Vater, und dann denken die Leute, wir sind ein Paar. Wir haben uns schon oft köstlich amüsiert über die Blicke und das Geflüster. Bei getrennten Zimmern, wohlgemerkt. 🙂 Tocher mit Vater ist wohl noch exotischer als alleinreisende Frauen.
Carina meint
Liebe Gabriele,
ich hoffe, Du hast wenigsten mindestens 10 Katzen, um das Clichée zu erfüllen?! 😀
Und es gibt im Exotischen immer noch eine Steigerung 😀
Schön, dass Du den Humor darüber nicht verlierst. Und in meinen Augen wäre nicht die entscheidende Frage dabei, ob Du nicht als Single unglücklich warst, sondern ob Du die ersten 50 glücklich warst… das ist nämlich der Teil, den wir selbst in den Händen halten. Also: auf die nächsten glücklichen 50 🙂
Ganz liebe Grüße,
Carina
Gabriele Campbell meint
Ich war die ersten 50 schon insgesamt glücklich, und die unglücklichen Zeiten hatten nichts mit meinem Single-Dasein zu tun.
Hehe, jetzt sehe ich mit schon als Hundertjährige, mit Stock und Papgei auf der Schulter, auf einem russischen Eisbrecher die Nordwestpassage durchfahren. 🙂
Hoffentlich sogar eher; die Nordwestpassage ist so einer meiner Träume.
Carina meint
Haha – sag Bescheid, das will ich sehen! Und komm als 80jährige mit meinen 10 Katzen dann auch gerne mit 😀
Gabriele Campbell meint
Na klar. Wir müssen nur sehen, dass der Papagei und die 10 Katzen sich vertragen. 🙂
Igor (7 Kontinente) meint
Hej Carina
Ein cooler Artikel! Uns Männern geht es nicht viel anders. Entweder bist du ein Macho oder ein Sensibelchen. Entweder heiratest du oder es gibt für dich keine Hoffnung. Entweder strebst du immer nach Erfolg oder du bist ein Faulenzer. Und nur mit einer Lebenspartnerin kannst du glücklich werden. Bloss Verlierer haben keine Frau fürs Leben.
Alles blöde Vorurteile. Je mehr ich sie höre, desto mehr habe ich Lust den Mittelfinger hochzuhalten und noch mehr gegen die Gesellschaftsnormen zu rebellieren.
Grüsse, Igor
Carina meint
Ich weiß Igor, ihr habt es da nicht viel besser 😀
Das sehe ich ganz genauso. Gesellschafts-Normen machen mich auch rasend… Wobei ich auch das Gefühl habe, im deutschsprachigen Raum sind wir besonders extrem damit. Was nicht in eine Schublade passt, wird in irgendeine reingepresst.
Und den Rebellionsdrang kenne ich auch 😀
„Jetzt erst Recht“ könnte mein Lebensmotto sein!
Viele Grüße und danke für Deinen Kommentar!
Carina
Andrea meint
Liebe Carina,
ich finde es super, dass du dieses Thema ansprichst. Ich finde das Schubladen denken ohnehin völlig bescheuert.
Ich finde es gut wenn sich jemand dafür entscheidet alleine zu verreisen, solange sie oder er Spaß daran hat.
Ich denke es macht zwar Spaß, wenn man mit Freunden oder dem Partner unterwegs ist und man würde wundervolle Momente teilen, aber manchmal sollte man auch etwas Freiraum genießen und nutzen. Und wenn man alleine Reist nimmt man denke ich auch nochmal andere Eindrücke wahr. Man ist völlig frei in der Entscheidung wohin man will und was man dort unternehmen will, man muss sich nicht absprechen.
Ich glaube man muss auch einfach akzeptieren das wir alle unterschiedlich sind. Manche Leute brauchen einfach immer ihre Freunde und ihren Partner um sich herum und andere wiederum brauchen eben immer wieder ihre Freiräume und manchmal Abstand – nicht weil sie unglücklich sind oder dergleichen sondern umgekehrt, weil sie ihre Freiheit brauchen um glücklich zu sein. Und auch das muss man eben akzeptieren.
Ich glaube das man beim Reisen viele Eindrücke gewinnt und das es einen mit der Zeit etwas verändern kann.
Wenn man nun länger Single ist und selbst wenn es Jahre dauert, dann würde ich nicht gleich sagen, dass jemand vor einer Beziehung wegläuft, oder dass man sofort ein überzeugter Single ist. Ich denke man hat einfach sein Gegenstück noch nicht gefunden.
Es ist nicht so leicht den passenden Partner zu finden, jemanden der einen glücklich macht und auch versteht wie man ist und was man für Bedürfnisse und Wünsche hat (wie z.B. auch das Verreisen bzw. das hin und wieder alleine verreisen oder ausgehen) und diese akzeptieren kann. (Und damit meine ich nicht das jmd sagt es sei ok, der es aber egl nicht ok findet. Er/Sie sollte wirklich Verständnis und Vertrauen dafür haben.)
Ich halte auch wenig davon sich einfach in die nächste Beziehung zu stürzen, weil es einem erst gut und richtig erscheint oder um nicht als Dauersingle zu enden, wenn man denn damit nicht glücklich wird. Lieber Single mit Freude an den Erlebnissen und Möglichkeiten als unglücklich in einer Beziehung. Der richtige Partner findet sich schon mit der Zeit.
Und ich denke wenn einer den anderen so akzeptiert wie er ist und glücklich macht dann sind auch die Möglichkeiten offen. Und wer weiß? Manchmal findet sich der Traumprinz (oder Prinzessin, je nach dem) an den entlegendsten Orten und manchmal waren sie die ganze Zeit schon irgendwie da und man brauchte einfach die Zeit und die Erfahrungen die einen selbst prägen um das zu erkennen und zu dem Mensch zu werden der zum anderen passt. :>
Ich wünsche Dir und allen anderen Reisenden auf jeden Fall weiterhin viel Freude auf den Reisen und (wenn gewünscht) auch auf lang oder kurz sein passendes Gegenstück zu finden. :>
Carina meint
Liebe Andrea,
besonders damit:
„Wenn man nun länger Single ist und selbst wenn es Jahre dauert, dann würde ich nicht gleich sagen, dass jemand vor einer Beziehung wegläuft, oder dass man sofort ein überzeugter Single ist. Ich denke man hat einfach sein Gegenstück noch nicht gefunden.“
triffst Du bei mir absolut den Nerv. Danke, für Deinen tollen Kommentar 🙂
Ganz liebe Grüße,
Carina
Leonie meint
Hey Carina und all die lieben Leser 🙂
Ich nehm deinen wunderbaren Artikel zum Anlass das Thema etwas zu erweitern um einen Aspekt der mir persönlich sehr am Herzen liegt:
Es ist nicht alles Monogamie, Fernsehabende, Pärchendates, Zusammenziehen und Kinderkriegen…
Mag für einige Menschen ganz genau das Richtige sein und ich verurteile absolut keine Lebensentscheidung. Doch ich bezweifle, dass es häufig das auch ist…eine Entscheidung.
Ich bin froh, dass Singlesein und sogar Polyamorie oder offene Beziehungen immer mehr auch ihre Lobby bekommen, aber leider immer noch als betrauerte Aussenseiter „na tob dich mal aus, solang es dir gut tut…“ mit dem zweifelnden Unterton, der die Gedanken in Bänden sprechen lässt.
Ich will niemanden konvertieren, doch habe einen kleinen Wunsch: Entscheidet. Bewusst und selbst.
Denkt drüber nach ob da nicht kleine Fragen, Zweifel oder einfach nur persönliche Wünsche sind, die in eurer Beziehung (oder anderen Lebensbereichen, aber hier gehts um Beziehungen, das ist auch eib guter Anfang;)) offen sind. Und versucht ‚außerhalb der Box‘ zu denken. Und offen mit Freunden zu reden. Und zu recherchieren.
Es gibt mehr (Optionen, Liebe, Antworten) als man in seinem Leben und direkten Umfeld lernt wenn man keine Fragen stellt.
Ich bin für jeden Menschen, der den Weg geht der ihn/sie -in diesem Moment, in dieser Lebensphase- maximal glücklich macht, unfassbar froh & dankbar.
Diese Menschen können anderen helfen und damit die Welt besser machen. Diese Menschen wissen was für sie selbst richtig ist und wissen meist auch, dass das sehr individuell ist und können andere Menschen dabei unterstützen individuelle Entscheidungen nachzuvollziehen und eventuell auch zu treffen.
Seid monogam, seid single, seid polyamor, seid asexuell, seid alles. Bewusst und glücklich.
Mit viel Liebe!
Leonie
Carina meint
Hab ich absolut nichts hinzuzufügen, Leonie!
Count me in! <3
Melanie meint
Guten Morgen Carina, diesen Beitrag sollte ich unbedingt meinen Freundinnen zeigen !
Ich mit meine 19 Jahren denke noch gar nicht an einen Freund. Nur das alle meine Freundinnen momentan vergeben sind. Wird mir immer öfter die Frage gestellt, wie sollte er denn aussehen, meld dich doch auch mal bei Lovoo und Co. an. Du bist doch so lieb, nett hübsch findest bestimmt jemanden. Sie können es gar nicht verstehen, das ich erstmal meine Ausbildung fertig machen,Geld verdienen und Reisen will. Wenn natürlich Mister Dreamy vorbeikommt sag ich nicht Nein 🙂
Unfassbar das man immer noch entweder Glücklich oder Unglücklich ist, aber man nichts dazwischen sein darf.
Liebe Grüße
Carina meint
High Five, Melanie <3
Bleib so wie Du bist!
Kerstin meint
Liebe Carina,
mit deinem Artikel sprichst du mir aus der Seele. Gestern noch habe ich mit Freunden darüber gesprochen, wieviele Probleme Menschen mit Leuten haben, die ihr Leben nicht der Norm entsprechend leben.
Ich bin auch Single und reise alleine. Wenn ich einen Partnerschaft hätte, so die Ansicht der anderen, müsste ich das natürlich aufgeben. Quasi auf All inklusive Club Urlaub zurückgreifen. WTF? Und die Leute meinen das wirklich ernst.
Das ich keine Kinder will? Natürlich weil ich den Richtigen noch nicht getroffen habe. Das man sich als 33 jährige Frau aber durchaus bewusst dagegen entscheidet, dass ist gegen die Norm und wird nicht akzeptiert.
Und überhaupt, dass ich noch Single bin. Natürlich weil ich zu hohe Ansprüche habe. Ich sollte doch einfach mal eine Beziehung „ausprobieren“. Irre, was Menschen so von sich geben.
Glücklicherweise bin ich an 360 Tagen mit mir im Reinen, so daß es an mit abprallt. Aber nerven tut es alle mal.
Ich bin schon gespannt auf mein Umfeld, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich plane für 6 Monate oder ein Jahr auszusteigen. Ist ja wieder gegen die Norm.
Viele Grüße
Kerstin
Carina meint
Liebe Kerstin,
Kommentare wie Deiner erwärmen mir gerade unglaublich das Herz, weil ich merke, dass ich damit nicht alleine bin. (Ja, auch ich fühle mich manchmal seltsam und merkwürdig… genau wegen all dem Gesellschafts-Druck.)
Danke auch an Dich, dass Du hier mal ausgesprochen hast, was ich so gut nachvollziehen kann, weil ich es selbst genauso erlebe und erlebt habe. Vor allem bei dem Punkt „Probiers doch mal!“ musste ich heftig nicken. Das habe ich vor 6 Jahren endlich aufgegeben, auf solche Sprüche zu hören… Wenn es sein soll und passt, dann wird das schon passieren. Und falls nicht, hab ich damit auch absolut kein Problem.
Mich hast Du auf jeden Fall beim Ausstieg im Rücken 😀 Vielleicht hilft das ja!
Ganz liebe Grüße,
Carina
Gabriele Campbell meint
Oh ja, das „Probier’s mal“ habe ich auch zu hören bekommen. Ein Partner ist doch kein unbekanntes Hauptgericht. 😉
Meine Mutter hatte immer zwei Seelen in ihrer Brust. Auf der einen Seite hat sie – trotz positiver eigener Erfahrungen – schon verstanden, dass ein Partner für mich nicht wichtig ist, auf der anderen Seite hätte sie es aber schon gern gesehen, wenn da ein ‚Beschützer‘ gewesen wäre unter den jungen Männern, mit denen ich während des Studiums befreundet war. Bis ich ihr dann mal folgendes Szenario ausmalte:
Wir liegen im Bett und unten ist ein komisches Geräusch an der Haustür, sicher ein Einbrecher.
H. würde sich nur umdrehen und murmeln, „scheuch du den weg, du kannst das eh besser.“
F. glaubt an Gespenster. Der wäre schneller UNTER dem Bett als ich die Treppe runter.
J. würde den Einbrecher auf ein Bier einladen und stundenlang über die Ausbeutung der Arbeiterklasse diskutieren.
P. hat zwar einen Jagdschein und ein Gewehr, mit dem man einen Einbrecher verscheuchen könnte, ist aber so verschusselt, dass er den Schlüssel zum Waffenschrank mal wieder nicht findet.
R. ist noch in der Kneipe.
Ich müsste mich also um den Einbrecher eh selber kümmern, wozu dann also ein Mann? 😀 Da musste sie dann doch lachen.
Carina meint
😀 😀
Kirsten meint
Liebe Kerstin,
lass Dich bitte nicht kirre machen, aber das tust Du glaub ich eh nicht 😀
Wußte schon mit 16, dass ich keine Kinder will und wurde fortan als Kinderhasserin abgestempelt. Lustigerweise flogen Kinder aber immer geradezu auf mich, das wiederum wurde dann erst recht nicht verstanden. Nunja hab die kleinen Menschen halt wie kleine Menschen behandelt und nicht Heiteitei gemacht – wer kam kam, wer nicht auch gut.
War als Tante heiß begehrt, weil ich natürlich viel entspannter als die Mütter war, denn ich hatte halt nicht 24/7 auf immer. Konnte bspw. 3 Tage mit wirklichen Jungs rumtoben und allein die 3-Std.-Rückfahrt heim entspannten mich so, dass ich froh und munter wieder meinen Alltag fortführte und hatte gleichzeitig der Mutter auch Zeit zum Runterkommen beschert. Also win-win für alle Beteiligten, denn die Jungs fieberten meinem Kommen auch entgegen 😉
Als ich 26 war meinten meine Eltern dann, das Sie nun glauben, dass ich keine Kinder bekäme und sie wollten eh nicht zwingend ‚glückliche‘ Großeltern werden. Ergo bei uns 3en wie immer alles gut, nur die liebe Anverwandtschaft zickte weiter. Eine angeheiratete Cousine -so der Klassiker mit 2 Kindern, Haus, Garten und Halbtagsjob- führte sich auf als die perfekte Super-Frau, die alles hatte und ich ja nur ein bedürftiges Wesen sei, dass sein Leben nur halb lebt. Andererseits neidete sie mein freies Singledasein und fragte jedes Detail aus, weil ja immer soviel passierte…. Was soll man dazu noch sagen…
Aber irgendwann erledigt sich die willst-Du-wirklich-keine-Kinder-Frage, wenn ein gewisses Alter erreicht ist *schmunzel*.
Letztlich bin ich dann doch mit 36 mal in eine zusammen-wohnen-und-leben-Gemeinschaft gekommen, hab auch geheiratet und ja fand es für eine gewisse Zeit okay, wohl einfach weil ich nicht groß in meinem Sein gestört wurde. War eine neue Erfahrung und heute kann ich sagen: Ja, ich kenn beide Seiten, alleine leben und gemeinsam leben, weiß also wovon ich spreche und was ich für mein Wohlsein haben möchte. Das ich schlussendlich die Ehe vor 4 Jahren beendet habe, ist eine andere Geschichte.
Jetzt bin ich 53, fröhlicher Single -machmal auch nicht fröhlich-, lebe entspannt und tue nachwievor was mir in den Sinn kommt, aber jetzt wieder ohne falsche Rücksichtnahme auf einen Partner, die sich witzigerweise doch einschleicht.
Bekomme dafür jetzt die phänomenale Frage gestellt: Wie so lange bist Du schon Single, naja in Deinem Alter ist das ja auch schwierig… das Kästchendenken hört halt nie auf…
Du siehst liebe Kerstin und auch liebe Carina, die Engstirnigkeit im Denken reißt in keiner Altersklasse ab. Wenn man, wie ich, immer schon ein wenig gegen den Strom schwimmt entwickelt frau jedoch a) gesunden Humor und b) lässigen Pragmatismus, um mit den bornierten Holköpfen dieser Welt entspannt zu leben.
In diesem Sinne genießt Euer Leben und lasst die Anderen sich die Gedanken darüber machen 😉
Denn das Leben zu kurz ist um schlechte Laune zu haben!
Fühlt Euch fest umärmelt
Kirsten
Micha meint
Liebe Carina,
Deinen Artikel kann ich voll und ganz unterschreiben 😉
Ich bin jung gebliebene 53, habe eine 22jährige Tochter, war nie verheiratet, habe noch nie mit einen Partner zusammen gelebt. Und seit ich vor ca. 10 Jahren auch sämtliche Beziehungsversuche eingestellt habe bin ich glücklicher und zufriedener als jemals zuvor 🙂 Klar habe ich auch in meinem Leben auch mehrjährige Beziehungen gehabt – aber mein Fazit ist dass Beziehungen überwiegend nerven, stressen und einen von Vielem abhalten 😉 (z.B. Reisen ).
Ich bin frei, kann tun und lassen was ich will, muss keine Rücksicht nehmen oder Kompromisse eingehen und kann alles für mich selbst entscheiden. Ich lebe einfach entspannter 😉 Und ich habe einen grossen Freundeskreis 🙂
Ich habe sehr oft neidische Bemerkungen von Frauen zu hören bekommen – denn viele die in Partnerschaften leben sind alles andere als glücklich, viele beneideten mich um meine Freiheit.
Es ist mir auch egal was Andere darüber denken, ob man mich als „verschroben“ oder „frustriert“ betrachtet oder mir alle möglichen psychischen Krankheiten angedichtet werden um eine Erklärung dafür zu finden wie das denn bloss sein kann ;-).
Leider ist es nun mal so : Es kann nicht sein was nicht sein darf 😉 Der Beziehungsstatus gilt in unserer Gesellschaft immer noch als das Nonplusultra, vor allem für Frauen. Weicht man von dieser Norm ab, gilt man automatisch als „merkwürdig“ oder es werden ettliche andere Gründe gesucht um es erklären zu können.
Nur wenige scheinen sich Gedanken darum: wozu überhaupt Beziehung ?
Ich halte diesen „Zwang“ für ein Relikt aus uralten Zeiten 😉
Carina meint
Micha, danke!! Einfach nur danke, weil Du diese Gedanken hier geteilt hast.
Mehr will ich dazu gar nicht sagen <3
Du bewegst damit so viel in meinem Kopf.
Kirsten meint
Micha – Du bringst es auf den Punkt, so ist es !!
Melanie meint
Hahaha, das mit dem Mittelfinger kommt mir so bekannt vor. Danke fürs Teilen, auch wenn ich nicht Carina bin. Ich denke für uns Frauen (zumindest für mich) ist es auch interessant zu sehen wie Männer das so empfinden. Man sollte das Leben ohne Partner genießen können und das Reisen nicht davon abhängig machen. Wenn er dann doch kommt sträube ich mich nicht, aber nur jemand nehmen um nicht alleine zu sein? Nee, danke. 🙂
Liebe Grüße,
Melanie
Carina meint
Ja, da schließe ich mich an, Melanie 😀
Kim meint
Hallo Carina,
ich verstehe vollkommen, dass dir bei solchen Fragen der Hut hochgeht. Zumal sie wirklich kaum zu beantworten sind. Du reist seit fünf Jahren überzeugt alleine durch die Welt, hast sogar einen blog darüber, auf dem steht, wie und warum und dass du damit sehr glücklich bist. Da ist eine Interview-Frage, ob es nicht mit Partner schöner wäre, vollkommen fehl am Platz, weil bereits beantwortet: Du reist offenbar sehr gerne allein. Alles andere geht niemanden etwas an.
Anscheinend sprengt die Tatsache, dass du als Frau allein und glücklich durch die Lande reist, immer noch die Vorstellungskraft vieler Leute, daher kommen wohl auch solche merkwürdigen Fragen. Frauen ohne Mann sind offenbar immer noch irgendwie exotisch, egal ob im Restaurant oder auf Reisen.
Auch die Vorstellung dass ich einen Mann bei Fuß als „Eintrittskarte“ brauche, um das zu machen was ich möchte und um nicht gleich in irgendwelche Psycho-Schubladen gestopft zu werden, ist völlig absurd. Ich bin ebenfalls dafür, dass diese Schubladen mal schleunigst bunt (meinetwegen auch pink) angestrichen werden 🙂
Hauptsache, das Leben ist schön, so wie es gerade ist, egal ob mit oder ohne Partner. Alles andere kommt sowieso wie es soll.
Liebe Grüße
Kim
Carina meint
Liebe Kim,
ich möchte Dich gerade gern mal drücken, weil Du ganz genau verstehst und teilst, was ich denke. <3 Danke dafür!
Viele Grüße aus Mexiko,
Carina
Bärbl meint
Liebe Carina und liebe Folgerinnen von Pink Compass,
Es gibt Bücher, die liest man gerne und einige (wenige) nehmen Einfluss auf Dein Leben. Zu letzterem zähle ich Dein Werk „Meerblick statt Frühschicht“. Ehrlich, treffend und – wenn ich mir die Kommentare so durchlese – es hätte von uns allen – also von mir auf jeden Fall – berichtet sein können. Gratulation!
Deswegen verwundert es mich auch nicht, dass Du mit diesem Artikel eine altbekannte Floskel, die anscheinend jede Reisende (ich bleibe bei der weiblichen Form) wiederkehrend kennt, aufgreifst und so vielen damit aus der Seele sprichst. Lange habe ich mir überlegt, mein eigen Erlebtes dazu kurz zu berichten und nach längerem Zögern kam ich zu einem eindeutigen „ja – ich will.“
Es war der brav vorgezeichnete, bei Verwandtschaftstreffen lobend mit Zustimmung quittierte Weg, wie ich mein Erwachsenenleben angefangen habe. Matura (bin aus Österreich) – Studium – Partner – Jahresurlaub, welcher von mir geplant und der Kritik – positiv wie negativ – meines Urlaubs- und Lebenspartners ausgesetzt, war. Seine Vorgaben waren beispielsweise keine allzu lang(weiligen) Fahrstrecken, keine Kinderanimation, Komfort zu bestmöglichen Preis. Als ich dann bereits beim Frühstück an unser Abendessen – als einziges Highlight des Fünfsterne-Deluxe-Resorts-Alltages – dachte oder von ihm im Trubel der Victoria Station London, meine eine Hand am Gepäck, in der anderen der Reiseführer, Blick zwischen Anzeigetafel und Reiseführer wechselnd, laut vor mich hin denkend „wenn wir nach xy fahren, könnten wir weiter nach yx“, die genervte Aufforderung erhielt, ob ich denn jetzt endlich wisse, wohin wir als nächstes zu fahren haben, merkte ich, dass ich vielleicht doch etwas anderes wollte im Leben, als das hier, weil die Vermutung in meinem damals noch sehr jungem Hirn aufkeimte, das es vielleicht das ist, was (nur) die ‚anderen‘ gut heißen. Das war jetzt ein ziemlich langer Satz – aber es war auch eine ziemlich lange Erfahrung. Geendet hat sie klassisch – Mitte dreissig, mit Betrug von seiner Seite – was ich ihm nicht übel nehme, denn unsere eigentlich sehr schöne Zeit war zu Ende – die Interessen eindeutig andere. Mein Interesse zeichnete sich bereits spürbar in diesen Szenen ab und ich machte mich auf – mit Rucksack, mit Freundin, ohne Freundin, mit Flieger, Auto, Bus oder Bahn. Nie sehr lange – denn mein Berufsalltag bestimmt (noch immer) erheblich mein Leben.
Jeden einzelnen Kommentar – vor meinem hier – kann ich unterschreiben – und so wiederhole ich von all diesen wiederkehrenden Sätzen nur den am häufigst gehörten – meine persönliche Nummer Eins: „ist das (=alleine reisen) denn nicht langweilig“ und schreibe ein lautes NEIN hinein, für all jene, die meinen Kommentar noch immer lesen. Denn selbst dann, wenn man sich einsam fühlt und das habe ich oft getan – ist das pure Zeit mit sich selbst und dazu habe ich mal einen sehr prägenden Kommentar gelesen: in diesen einsamen Momenten entsteht Kreativität. Glaubt mir, dem kann ich zustimmen – dann ist es nämlich gar nicht mehr langweilig sondern interessant, kostbar und rar. Es stimmt, dass ich meine Lieben und Gespräche mit langjährigen Freunden auf Reisen, die ich alleine angetreten habe, vermisst habe und andererseits nach Selbstbestimmung sehne wenn ich mich abstimmen muss. Bestens beschrieben habe ich diese Gefühlstaktung in einem sehr empfehlenswerten Buch (Meerblick statt Frühschicht) wiedergefunden, weshalb ich es so mal stehen lassen kann. Ich habe auf meinen Reisen so viel erlebt, gesehen, gehört, gespürt und vor allem habe ich von jeder einzelnen so viel mitgenommen – denn sie veränderten mein Wesen!
Spannend war, dass ich von Frauen, von denen ich es nie gedacht hätte, die Bemerkung kam „ja, davon (= alleine reisen) habe ich auch schon viel gehört; alleinstehende Frauen fahren zum Liebesurlaub nach Afrika.“ (verkürzte Version) – kopfschüttelnd blockierte mein Hirn jegliche spontane Widerworte. Ist das fair – Afrika so herabzusetzen? Soll ich mich im Urlaub auf einmal ganz anders verhalten, wie hier in meiner Heimat – und meine Partnerwahl nicht mehr nach der aufkommenden Chemie zwischen uns treffen, sondern wahllos und aus der überheblichen Sicht des Wohlstandes? Über Liebelein im Urlaub gibt es gleichermaßen unzählige Geschichten wie Grau- oder Pinktöne, aber diese eine Frage fällt in die Schublade, in die sie von der Fragenden gedacht war – als Herabwürdigung und Beileidung für ein Land, seine Bewohner und seine Besucher.
Doch wurde ich toleranter und merkte, dass es oft die Furcht der Frage stellenden Person selbst ist, denn die Sorge um mich. Meinen Freunden brauche ich nichts erklären – sondern nur versprechen mich ab und an zu melden und allen anderen wünsche ich den gleichen glücklichen, spannenden, kribbelnden, neugierigen, bunten und wahrhaft einzigartigen Moment, den ich hatte, als ich das erste Mal in Bangkok am Straßenrand saß, das Essen einer Garküche genießend, während Touristen wie Einheimische aller Altersgruppen, Religionen, Haar- und Hautfarben, ob in Gruppen oder alleine, an mir vorüber zogen und somit selbst eine homogene Masse erschufen. Euch muss ich das wohl kaum weiter erklären, diesen einen Moment, in dem ich wusste, dass es sich richtig anfühlt.
Jahre später ging ich meine heutige Beziehung ein. Gleich darauf trat ich meine im Vorfeld geplante Reise an und vermisste ihn. Meine Reise war dennoch wunderschön und ich traf mich mit meinen Reisefreunden – mit denen ich immer wieder und immer gerne in Kontakt bin. Trotzdem war diese Erfahrung, jemanden zu vermissen – der im kalten Österreich sitzt – während ich auf meiner Lieblingsinsel gerade mit dem Scooter durch die Gegend brause – eine wichtige Erfahrung. Gegenwärtig sieht unsere Beziehung – was das Reisen betrifft – so aus: Wir reisen viel und doch in meinen Augen viel zu wenig, wir reisen oft gemeinsam und hie und da alleine und eines ist uns beiden gleichermaßen gewiss – es gibt noch so viel zu entdecken!!!!
Mein Fazit: Ich wurde toleranter. Heute versuche zu unterscheiden: Ist die Frage wirklich an mich gerichtet und bedarf einer ehrlichen Antwort? Dann nehme ich mir gerne die Zeit, denke darüber nach und antworte aufrichtig. Oder geht es hier gar nicht um mich – sondern offenbart der/die Fragesteller/in gerade ein Stück weit seine eigenen Sorgen/Ängste/Wünsche/Bedürfnisse. Oder handelt es sich um arglosen Smalltalk – und ein amüsanter Satz reicht als Erwiderung vollkommen aus. Und ja – ich bin absolut keine Freundin von Schubladen und Beziehungsstatus. Menschen kommen und gehen in unserem Leben, sie prägen uns, sie bleiben uns in Erinnerung, sie begleiten uns. Und wir reisen – mit Ihnen – (auch) durch das eine oder andere Land.
In diesem Sinne, danke Carina für Deine Worte, Deine Arbeit und dass Du uns daran teilhaben lässt. Vielleicht laufen wir uns irgendwo auf diesem Planten mal (unbewusst) über den Weg oder sind es schon.
Tina meint
Hallo Bärbel, ich hab alles gelesen 😉
Ich habe manchmal Schwierigkeiten tolerant zu sein, wenn so ein blödes Kommentar kommt… Ich wär dann lieber etwas mehr „spontan“ …. 🙂
Andrea meint
So GUT! Du sprichst mir sowas von aus der Seele 😀
Der Monat alleine in England war für viele auch komplett unverständlich. „Was passiert dann mit Deinem Partner?“ Na hoffentlich hockt er nicht als verhungertes Skelett in der Wohnung, wenn ich heimkomme? Was soll denn schon sein? Er geht arbeiten, kocht für sich, unternimmt was mit Freunden, macht den Haushalt, wie jeder andere normale Mensch eben auch. Unglaublich… 😉
Und ich finde dieses Pärchen = Eitel Sonnenschein// Single = traurig Klischee so lächerlich.
Es gibt Momente da willst Du Deinen Partner an die Wand hauen und dann gibt’s Momente, da sitzt Du mit ner Tüte Salt n Vinegar am Strand und könntest heulen, weil der Mann Dir so fehlt, aber meistens ist es gut, weil Du auf niemanden Rücksicht nehmen musst, weil Du genau das tun und lassen kannst, was Du willst, weil Reisen so verdammt toll ist. Ich verstehe nicht, warum das Menschen, die eben nicht in ner Beziehung sind, anders sein sollte.
Carina meint
Hahaha – ich musste gerade laut lachen 😀
Herrlich. Danke dafür, Andrea! <3
Kristina meint
You go girl! Danke für diesen motivierenden & positiven Post!
Ich plane auch gerade meine allererste Soloreise und prompt hat mir ein Freund die Frage gestellt: „Alleine? Hat dein Freund keine Lust?“
Ich hab in dem Moment ernsthaft das Gefühl gehabt, mich irgendwie rechtfertigen zu müssen, obwohl die Frage an sich ganz bestimmt nicht böse gemeint war.
Aber egal, denn so lange es sich für einen selbst richtig anfühlt, kann einem sowieso egal sein, was der Rest der Welt über einen denkt. Das kann man nämlich sowieso nicht beeinflussen 🙂
Liebe Grüße,
Kristina
Monya meint
Liebe Carina,
ein interessanter Artikel und um ehrlich zu sein, stelle ich mir die Frage zumindest so ähnlich gerade auch.
Ich bin seit kurzem Single, nach einer schrecklichen Zeit und obwohl ich meine Open-End-Reise, die in 4 Wochen startet, davor schon geplant hatte, bin ich mir grade nicht sicher, ob es jetzt Wegrennen oder Traum leben ist.
Ich denke das Wichtigste ist einfach, dass man glücklich ist und wir die Augenblicke genießen. Für mich ist alleine sein jetzt vollkommen ok und ich würde für kein Geld der Welt losziehen wollen, mit einem festen Freund zuhause. Ich sehe es jetzt als Chance meine Freiheit zu genießen und herauszufinden, was ich vom Leben wirklich will.
Mir geht es da mittlerweile wie dir: Lieber als Single reise, als sich mit einem Kompromiss zufrieden zu geben.
Und irgendwann wird schon einer reinstolpern, der zu mir und meinem Leben passt 🙂
Liebe Grüße,
Monya
Tina meint
Habe gerade den Artikel dazu gefunden, dabei musste ich schmunzeln:
http://www.brigitte.de/liebe/singles/studien-belegen–singles-sind-oft-gluecklicher–10835778.html
An alle Pärchen: lest den letzten Absatz durch 😉 bevor ein negativer Kommentar dazu kommen sollte.
…und ja das mit dem abschotten, das bekomm ich mit… Im Sommer ist es weniger schlimm, aber im Winter sieht man kaum noch jemanden…
Katinka meint
Super Artikel! Feminismus und Gleichberechtigung bedeuten vor allem das wir wählen können und das so frei wie möglich! Es ist absolut okay mit 18 zu heiraten, es ist absolut okay sich komplett gegen Ehe, Kinder und das ganze Paket zu entscheiden und es ist natürlich absolut okay irgendwo dazwischen zu leben…
🙂
Carina meint
Word!
Stoffteddy meint
Hallo! 🙂
Ich habe gerade Ihren Artikel über West-Australien in der Welt gelesen. Ich habe mich auch schon gefragt, wie die Leute mit ihren zwanzig- bis vierzigjährigen VW Bullis durch Patagonien oder eine andere Wildnis fahren und keine Angst haben, dass sie eine Panne erwischt. Wie soll man Hilfe holen, wenn man keinen Handyempfang hat? Man müsste wohl ein begabter Automechaniker sein oder irgend ein Satelliten-Handy haben wie Iridium, denke ich. Sonst bleibt einem nur das Warten und hoffen, dass jemand kommt.
Man sagt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, ein Video sagt mehr als tausend Bilder. Treten Sie bitte Snapchat bei und posten Videosnaps, wenn sich etwas Interessantes tut! Viele andere Reise-Blogger sind längst dabei, wie das Paar, das reist, läuft und spielt 😉 Ich würde mich freuen, wenn Sie auf Instagram bald einen Snapchat-Code posten würden.
Liebe Grüße
Carina meint
Ähm, das müsstest Du jemanden fragen, der mit einem VW Bus durch Patagonien reist 😀
Kann ich nicht beantworten…
Ich hätte im Notfall einfach auf ein anderes Auto gewartet und um Hilfe gebeten.
Und was die Videos und Snapchat angeht: Ich bin dann doch noch zu gern eine Privatperson hinter meinem Blog und kein Vollzeit-Entertainer 😉 Wird also nie passieren.
Da musst Du also mit denen Vorlieb nehmen, die das Rampenlicht lieben und eben schon auf Snapchat sind!
Viele Grüße,
Carina